WANDERN IN DER BRETAGNE: RUND UM ROSCOFF
Unterwegs auf dem GR 34: Bei der Umrundung der Hafenstadt geht es vom Parkplatz am Vieux Port zunächst in östlicher Richtung zur Chapelle Sainte-Barbe, die auf einem Hügelchen am Rand des Hafens thront – mit schönem Blick auf die Stadtsilhouette und die vorgelagerte Ile de Batz. Sainte-Barbe, der in der Bretagne recht populären Heiligen, Schutzpatronin der Artillerie und der Feuerwehr, von Sprengmeistern und Feuerwerkern, sind viele Statuen und Kapellen gewidmet. Von dort führt der Küstenpfad, auch hier Teil des GR 34, des Fernwanderwegs entlang der ganzen bretonischen Küste, vorbei am Fisch- und Meeresfrüchtegroßhandel »Viviers de Béganton« zur Criée, der Fischauktionshalle, und zum Fährhafen. Hinter dessen Sperrgittern starten die Brittany Ferries nach Plymouth in Großbritannien und nach Cork und Rosslare in Irland. Die Vielzahl der Wartespuren vor den Einlasskontrollen deuten auf großen Andrang zu anderen Zeiten – jetzt sind sie so gut wie leer. An deren Ende biegen wir – der weiß-rot Markierung folgend – nach links und erreichen den botanischen Garten. An diesem Sonntag Anfang April fand direkt davor ein Markt für Pflanzen statt.
Korsarenstadt Roscoff: Hauptattraktion der kleinen Runde um die bretonische Hafenstadt ist neben Roscoff selbst der »Jardin exotique«, in dem dank des milden Klimas viele subtopische Pflanzen gedeihen und ein erkletterbarer Felsen erneut einen schönen Ausblick bietet. Anschließend führt der Weg ein Stück am Damm der Eisenbahnlinie Morlaix–Roscoff (seit Sturmschäden 2018 nicht mehr in Betrieb) entlang und quer durch Roscoffs Wohnviertel. Zurück am Meer liegen westlich des Hafens große Thalassohotels und einige Villen im typischen Stil der Bäderarchitektur am Weg. Ebenfalls wegen seines milden Klimas entstand in Roscoff sehr früh, Ende des 19. Jahrhunderts, ein erstes Zentrum der Thalassotherapie, gegründet von Louis-Eugène Bagot (1862–1941). Zur Thalassotherapie gehören heute alle denkbaren Formen der »Wellness aus dem Meer« – mit Meerwasserbädern, Schlammpackungen und Algenkuren. Hinter der meereskundlichen »Station biologique« mit Forschungsaquarium ist die Altstadt von Roscoff wieder erreicht. Im historischen Zentrum rund um die Kirche Notre-Dame de Croaz-Braz im Stil der Flamboyant-Gotik sind einige prächtige Granithäuser reicher Reeder, Kaufleute und Korsaren erhalten. Man achte auf schöne Details wie die Steinstützenfenster und Dachlukarnen. Spielte früher neben Piraterie die Handelsschiffahrt mit den Kolonien eine bedeutende Rolle, sind es heute Fähr- und Fischereihafen. Wir hatten die IGN-Wanderkarte 0515 ET im Maßstab 1:25.000 dabei, obwohl zumindest der Weg an der Küste entlang (rot-weiße Markierung) kaum zu verfehlen ist. Parkmöglichkeiten bestehen direkt am Hafen. Die Criée ist einmal wöchentlich mit Führung zu besichtigen (Mai bis Juli, September, Oktober dienstags 14.30 Uhr), im Juli und August häufiger.