TREPPEN, STIEGEN, STÄFFELE: DIE SÜNDERSTAFFEL IN STUTTGART

Fast senkrecht treppauf: Die Sünderstaffel liegt etwas versteckt am Ende der Pfitzerstraße, gar nicht mal weit von der Staatsgalerie oder dem Olgaeck entfernt. Sie führt mit einem kleinen Zwischenrondell durch eine Grünanlage schnurgerade nach oben, hinauf zur Diemershaldenstraße. Die verwunschene, teils zweiflügelige Treppenanlage ist unter den Stuttgarter Staffeln eine der steileren und eignet sich als Pulsbeschleuniger für untrainierte Zeitgenossen mit wenig Puste. Ihr Name soll wohl von einer Familie Sünder stammen, die hier einst Weinberge bewirtschaftete.

»Lieber nonder als nauf«: Bienzle pflegt seine Angewohnheit, die Treppenstufen zu zählen, vorzugsweise beim Hinuntergehen. Der Kommissar macht sogar sofort kehrt, verzählt er sich einmal, und fängt noch mal von vorne an. An der Sünderstaffel fasst er denn auch einmal einen Einbrecher, weil der Mann auf Bienzles Frage nach der Anzahl der Stufen wie aus der Pistole geschossen »137« antwortet. Der Räuber muss also später »eingestiegen« sein – tatsächlich wären es insgesamt 244 Stufen. Mehr als ein Dutzend in Stuttgart angesiedelter Bienzle-Krimis hat Felix Huby (Eberhard Hungerbühler) veröffentlicht. Mit seinen auch für das Fernsehen verfilmten Büchern hat der Journalist und Autor schon in den 1970er-Jahren das Genre des Regionalkrimis geschaffen, das in den letzten Jahren geradezu explosionsartig an Popularität gewann. Das Stück »137 Stufen« erschien in dem Buch »Stuttgart und seine Stäffele« von Uli Kreh aus dem Silberburg Verlag.

Auf und ab im Stuttgarter Kessel: Die vielen Stäffele sind der Topografie geschuldet – 350 Meter Höhenunterschied im Stadtgebiet haben im Lauf der Jahrhunderte zum Bau unzähliger öffentlicher und von etlichen hundert privaten Treppenanlagen in Gärten und Weinbergen geführt, um auf kürzestem Weg die steilen Hänge zu überwinden. Praktisch ein Fitness-Parcours vor der Haustür für alle Anwohner – stramme Waden inklusive. Verwitterte Steinstufen, verrostete oder zugewachsene Geländer – nicht alle Stäffele sind gut in Schuss; die Stadt hat jahrelang lieber in den Automobilverkehr investiert und ihre Staffeln eher stiefmütterlich behandelt.

Stäffelesrutscher: So werden die Stuttgarter genannt, die tagtäglich Treppen nutzen müssen, um sich in der Landeshauptstadt von A nach B zu bewegen. Als längste gilt die Willy-Reichert-Staffel an der Karlshöhe mit mehr als 400 Stufen, gefolgt von der Taubenstaffel in Heslach mit über 350 Stufen. Besonders schön ist die Eugenstaffel mit dem Galatea-Brunnen, zumal man sich nach dem Aufstieg mit einem Eis beim »Pinguin« belohnen kann.