BAYERISCHER SALATKLASSIKER: GURKENSALAT MIT SAURER SAHNE
Brotzeit und Bratengerichte: Wer glaubt, die bayerische Küche bestehe nur aus Leberkäs und Fleischpflanzerl, Schweinshaxn, Rindsgulasch und Knödeln, liegt zwar falsch, man denke nur an die schönen Mehlspeisen und Suppen. Doch ein Gemüse- und Salatparadies ist Bayern tatsächlich nicht, die Liebe zum Fleisch macht auch vor Salaten nicht halt – zur Brotzeit kommt doch eher ein Wurstsalat, Ochsenmaulsalat oder saurer Pressack auf den Biergartentisch – und zusätzlich auch noch Rettich und Radieserl. Dennoch bestelle ich in Bayern gern einen gemischten Salat, weil dafür meist mehrere Salate auf einem Teller einfach kombiniert werden. Nicht nur der Gurkensalat, auch Rote Bete, geraspelter Rettich, Kraut- oder Kopfsalat werden mit ganz einfachem Dressing angemacht.
1 Salatgurke • 5 Stängel Dill
1 EL Naturjoghurt • 2 EL saure Sahne • 2 EL Weißweinessig
1 TL Zucker • Salz • frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
Und so geht’s: Die Gurke streifenweise schälen und in dünne Scheiben schneiden. Die Scheiben in eine Schüssel geben, salzen und 15 Minuten Wasser ziehen lassen. Die entstandene Flüssigkeit abgießen. Den Dill hacken. In einer Salatschüssel Joghurt, saure Sahne, Weißweinessig, Zucker, Salz, Pfeffer und Dill zu einem Dressing verrühren. Die Gurkenscheiben hineingeben und den Salat vor dem Servieren weitere 15 Minuten ziehen lassen.
Wie bei Oma: Ausschließlichkeit kann Bayern für einen mit saurer Sahne angemachten Gurkensalat nicht beanspruchen, ähnlich findet man ihn in den Küchen Osteuropas, und auch meine Oma aus Bessarabien (am Schwarzen Meer) bereitete ihn so zu. So barsch sie selbst zu uns Enkelkindern war, ihr Essen war für uns das reine Glück – Quarkplinsen mit Zimt und Zucker und Zwetschgenkompott, Dampfnudeln mit köstlich knusprigem Boden, die sie im großen Emaillebräter im Ofen zubereitete, und uns überraschte ebenso, dass Zucker an den Gurkensalat kam wie die Tatsache, dass es zum Gulasch Kartoffeln UND Dampfnudeln gab, oder dass man Gurken auch in Salzlake einlegen konnte sowie sogar unreife grüne Tomaten! Mein Lieblingsgericht waren die mit sauer eingelegtem Kohl hergestellten Krautwickel (Golubzy), die ich inzwischen auch selbst zubereite, seit ich die Sauerkrautblätter vakuumiert in türkischen Läden bekomme. In Bessarabien wurden die Krautköpfe dafür selbst eingelegt und auch meine Oma hatte dafür Gärtöpfe. In einer kleinen Wohnung ist leider davon abzuraten, wegen der starken Geruchsentwicklung bietet sich unbedingt ein abgelegener Kellerraum an. Aufgrund der glücklichen Kindheitserinnerungen habe ich mir im Bessarabien-Museum in Stuttgart »Dampfnudeln und Pfeffersoß« gekauft, das bessarabische Kochbuch von Helene Krüger-Häcker.