TREPPEN, STIEGEN, STÄFFELE: DER KILLESBERGTURM
Ingeniös: Ein Aufstieg auf den Turm in Leichtbauweise auf dem Killesberg kann durchaus zu einer kleinen Mutprobe werden, denn je nach Windstärke und Besucheransturm schwankt das filigrane Bauwerk ein wenig. Schwungvoll schraubt sich die Seilnetzkonstruktion des Killesbergturms 43 Meter in die Höhe – »ein Wunderding an Materialminimalismus und Grazie«, schreibt Amber Sayah in der Stuttgarter Zeitung. Von seinen Plattformen genießt man einen wunderbaren Blick auf Stuttgart und in die Weite, den Park zu Füßen. Gehalten wird er von in der Erde verankerten Stahlseilen und auch um die vier Plattformen in 8, 16, 24 und 31 Meter Höhe spinnt sich nur ein Netz aus diesen Seilen – für Schwindelfreie kein Thema, für andere eine Herausforderung. So fragil die geniale Konstruktion erscheint, mehr als 2200 Menschen könnte sie tragen – bei einem derartigen Belastungstest möchte man aber schon aus Platzgründen nicht dabei sein. Für Auf- und Abstieg gibt es gleich zwei Treppenanlagen, die sich in Form einer Doppelhelix um den zentralen Mast schlingen.
Dem Ingeniör ist nichts zu schwör: In Stuttgart gibt es – gefühlt oder tatsächlich? – mehr Hängebrückenkonstruktionen als anderswo. Einige davon entwarf der Bauingenieur Jörg Schlaich, der 1934 im nahen Remstal geboren wurde, etwa den Max-Eyth-Steg über den Neckar, von den Stuttgartern liebevoll »Golden Gatele« genannt. Zusammen mit Günther Behnisch und Frei Otto war Schlaich als Ingenieur an der Planung der Seilnetz-Dachkonstruktion des Münchner Olympiaparks beteiligt. Die Liste der internationalen Projekte und der Preise und Auszeichnungen seines Büros ist so beeindruckend wie lang, darunter Stadiendächer wie für Brasilia oder Türme wie der Messeturm in Leipzig. Aber eben auch zahlreiche Rad-, Fußgänger- und Autobrückenbauwerke, etwa in Indien die Hooghly-River-Brücke, damals die Schrägseilbrücke mit der längsten Spannweite Asiens. Und von diesem weltweit anerkannten Techniktüftler und -pionier stammt auch der 2001 eingeweihte filigrane Aussichtsturm auf dem höchsten Punkt des Killesbergs.
Das Grüne U: Zur Internationalen Gartenbauausstellung 1993 in Stuttgart wurde ein 8 Kilometer langer Grünzug geschaffen, der sich vom Schlossgarten bis zum Killesberg erstreckt. Über Wege und (Hänge)Brücken sind so unterschiedliche Grünanlagen wie der Park der Villa Berg, die Wilhelma, der Rosensteinpark, der Wartberg und der Killesberg miteinander verbunden. Erst vor einigen Jahren wurde das »Grüne U« noch um die »Grüne Fuge« bis zur Feuerbacher Heide erweitert.