SPAZIERGANG UM DAS CAP D’ANTIBES
Unterwegs auf Küstenpfaden: Ihren Namen verdanken die »Sentiers des Douaniers« den Zöllnern, die früher auf den schmalen Wegen am Meer patrouillierten, um Schmuggler auf frischer Tat zu ertappen. Schon im Ancien Régime hatte Colbert, Finanzminister unter Sonnenkönig Ludwig XIV., Steuern eingeführt, die an den Grenzen Frankreichs auf eingeführte Waren erhoben wurden. In den Jahren nach der Französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Zöllnerwege zur Überwachung der Küsten angelegt. Hunderte Zöllner kontrollierten bei Tag und Nacht und bei jedem Wetter, ob Schmuggler illegal Waren an Land brachten oder Plünderer gestrandete Schiffe ausraubten, deren Ladung gesetzlich dem Staat zustand. Erst im 20. Jahrhundert verloren die Zöllnerwege aufgrund neuer Transportmittel an Bedeutung. Mal abgesehen vom Hinterland zählen die Küstenwege auf den drei Halbinseln Cap Martin, Cap d’Antibes und Cap Ferrat zu den schönsten Wandertouren an der stark zersiedelten Riviera, denn sonst begleiten oft Straßen das Meeresufer. »Dahinter pfeift die Eisenbahn, denn die ganze Riviera ist nur ein paar Meter breit«, beschwerte sich schon Kurt Tucholsky im Jahr 1928 über die Sehnsuchtsküste (Gesammelte Werke, Band 6, Seite 63–65).
Come on Eileen: Von der Bushaltestelle Fontaine muss man ein kleines Stück die Avenue Mrs Beaumont entlangmarschieren, um zur Villa Eilenroc zu gelangen. Sie wurde 1867 von Charles Garnier, dem Architekten der Opern in Paris und Monte-Carlo, im neoklassizistischen Stil erbaut. Ihr elf Hektar großer wunderschöner Park mit Rosengarten, Olivenhain und Duftgarten lohnt unbedingt den Besuch, allerdings sind die Öffnungszeiten undurchsichtig geregelt – also unbedingt vorher beim Office de Tourisme erkundigen. Filmregisseur Woody Allen drehte hier Teile seines Côte d’Azur-Films »Magic in the Moonlight«. Und der Name der Belle-Epoque-Villa? Die Frau des Bauherrn hieß Cornélie, umgedreht wird daraus Eilenroc.
Bucht der Milliardäre: Direkt neben dem Eingangstor der Villa kann man zu einem Spaziergang an der Südküste der Halbinsel entlang zu herrlichen Badeplätzen und Aussichtspunkten aufbrechen. Zunächst geht es hinunter zur Bucht Anse de l’Argent Faux. Folgt man hier nun einem Chemin des Contrebandiers, also einem Schmugglerpfad, oder einem Chemin des Douaniers, einem ehemaligen Zöllnerpfad? Jedenfalls verläuft der gut ausgeschilderte, aber ohnehin nicht zu verfehlende Pfad immer entlang der Felsküste und gehört zu den schönsten Wanderwegen mit Blick auf das Meer. Warnschilder (»Attention! Danger par mer houleuse«) weisen daraufhin, dass die Tour bei stürmischem Wetter gefährlich ist. Bei starkem Wind brechen sich die hohen Wellen an den zerklüfteten Felsen und überschwemmen den Pfad – man sieht das zerstörerische Werk der Brandung auch am Wegverlauf selbst. Bis auf ein paar Stellen, wo es treppauf, treppab geht, ist der Weg recht einfach zu gehen; von Flipflops ist dennoch abzuraten.
Wandern mit Aussicht: An vielen Stellen säumen lange Mauern, die die Villen der Superreichen und insbesondere das Châteaux de la Croë vor neugierigen Blicken schützen, den Weg – teils mit aufwendiger Videoüberwachung. Das weiße Schloss war in den 1930er-Jahren das Domizil des Herzogs von Windsor und seiner Gemahlin Wallis Simpson, Anfang der 2000er-Jahre erwarb es der russische Milliardär Roman Abramovitch. Kleine Kiesbuchten und Aussichtspunkte säumen den Weg, dann geht es über viele schmale, durch Geländer gesicherte Stufen ein paarmal auf und ab. Nach der Umrundung des Cap Gros ist auch schon bald die Plage de la Garoupe erreicht, ein kleiner, belebter Sandstrand mit diversen Restaurants. Über die Avenue André Sella und die Avenue de la Tour Gandolphe erreicht man schließlich mit der Bushaltestelle Fontaine wieder den Ausgangspunkt der Wanderung. (Bei Anfahrt mit dem eigenen Auto lässt man dieses auf dem großen Parkplatz an der Plage de la Garoupe und umrundet das Cap in umgekehrter Richtung.)
Dauer: 2 Std.
Länge: knapp 5 km
Start: Bus 2 von Antibes bis Bushaltestelle Fontaine, Bd. John F. Kennedy
Villa Eilenroc: 460 av. Beaumont, T 04 93 67 74 33, Mi 14–17 Uhr, erster und dritter Sa im Monat 14–17 Uhr, Eintritt 2 €