SIEBEN KELTERN IN METZINGEN
»Merkwürdiger als Ägyptens sieben Wunderwerke«: Schwer beeindruckt war Gustav Schwab im 19. Jahrhundert von den sieben imposanten Keltern in Metzingen – und auch heute bestaunt man das prachtvolle Ensemble, das unter Denkmalschutz steht. Einst als Wetterschutz für riesige Kelterbäume errichtet, wurden diese durch moderne Weinpressen überflüssig. Im Weinbaumuseum in der »Herrschaftskelter« ist solch ein über 350 Jahre alter, 12 Meter langer und 6 Meter hoher Kelterbaum noch zu sehen, die anderen wurden schon vor langer Zeit abgebaut. Im Dreißigjährigen Krieg brannten fünf der sieben Keltern ab und wurden bis zum Jahr 1700 wieder aufgebaut. Das einmalige Ensemble wird heute anderweitig genutzt: In der »Kalebskelter« ist die Stadtbibliothek untergebracht, andere dienen teils als Fest- und Marktkeltern, im liebevoll restaurierten Wengerterhäusle finden Weinproben statt, und in einer weiteren der historischen Keltern, im Jahr 1657 erbaut, findet man die Vinothek der Metzinger Weingärtnergenossenschaft.
Vulkanwein: Schon seit Jahrhunderten, möglicherweise bereits seit dem frühen Mittelalter, wurde im Ermstal Wein angebaut. Vor allem Klöster, die Grafen und später Herzöge von Württemberg sowie die Universität Tübingen hatten im Mittelalter auch Weinberge, Zehnthäuser und Keller in ihrem umfangreichen Besitz. Wie der benachbarte Jusi ist auch der kegelförmige Metzinger Berg ein Vulkanschlot und wohl um die 15 Millionen Jahre alt. In seiner fruchtbaren Erde gedeiht der Metzinger »Vulkanwein«: Dass der geologische Untergrund (Vulkantuff und Juraböden) den Charakter des Weins prägt, gilt als gewiss. Das »Bodagfährtle«, wie in Württemberg »Terroir« übersetzt wird, wollen Kenner auch geschmacklich als eigene Note im Wein bemerken.
Piwi-Wein mit Bio-Siegel: Die rund 30 Hektar Anbaufläche im Albvorland bewirtschaften über 100 Wengerterfamilien, vornehmlich an der Metzinger Hofsteige. Auf gerade mal 1,5 Hektar Fläche wird neuerdings Bio-Wein angebaut: von den rund 300 000 in den Verkauf gebrachten Flaschen sind das nur 3500. Was für die Genossenschaft erstmal nur ein NIschenprodukt ist, kam aber bei den Weinkäufern gut an – der Weißwein-Cuvée »M«, mit der 2016 gestartet wurde, soll dieses Jahr eine Rotwein-Cuvée folgen (erhältlich ab Mai 2017, beide unter 8 €). Die Genossenschaft setzt dabei vor allem auf noch wenig bekannte Piwis, also pilzwiderstandsfähige Neuzüchtungen – in der Weißwein-Cuvée stecken Johanniter, Muscaris, Souvignier-Gris und Solaris.
Florianrunde: Also nicht bis zum Sieben-Keltern-Fest warten, das jedes Jahr in der dritten Oktoberwoche stattfindet und die Weinlese beschließt! Nach dem Ausflug zum Kelternplatz lohnt sich eine Wandertour durch die Weinberge – als Spaziergang auf dem 2015 neu gestalteten Weinerlebnisweg mit herrlichem Blick auf den Albtrauf und das Ermstal oder als Halbtagestour auf der rund 9 km langen Florianrunde (Start und Ziel: Bahnhof Metzingen, Markierung: gelber Kreisring auf weißem Grund).
Weingärtnergenossenschaft Metzingen-Neuhausen, Vinothek: Am Klosterhof 2, 72555 Metzingen, Mo–Fr 14–18 Uhr sowie an den Markttagen Mi 8–12, Sa 8–13 Uhr
Weinbaumuseum Metzingen, Kelternplatz, 72555 Metzingen, Fr 17–20 Uhr, Sa 11–14 Uhr, So 14–18 Uhr