PARIS: INTERNATIONALER FRAUENTAG 2019

Internationaler Frauentag: Wie schon im letzten Jahr war ich auch dieses Jahr wieder am 8. März in Paris, zum Frauentag, der in Frankreich nicht einfach »Journée de la Femme heißt«, sondern »Journée des Droits des Femmes«, also Tag der Frauenrechte. Ich hatte nicht viel Zeit, mich vorher über Veranstaltungen, Demonstrationen und Ausstellungen zu informieren, zudem ist das auch mit guter Vorbereitung recht umständlich, da jedes Arrondissement da ein eigenes Programm aufstellt. Ich habe also einfach beim Rumlaufen die Augen aufgehalten, und siehe da, schnell fielen mir die überklebten Straßenschilder auf. Wie in vielen Städten weltweit ist nur eine geringe Zahl nach Frauen benannt – in Frankreich nur 2 Prozent laut der Tageszeitung »Libération«. Zählt man Heilige und andere religiöse Benennungen nicht mit (Notre-Dame de Nazarath, Filles du Calvaire), sind es noch weniger.

Prix Simone Veil: Beim Mittagessen im Café liefen Nachrichten im französischen Fernsehen, unter anderem wurde ein Ausschnitt aus der Preisverleihung an Aissa Doumara Ngatansou gezeigt. Den Prix Simone Veil, ein erstmals vergebener Staatspreis, mit 100.000 Euro dotiert und im Elysée überreicht von Staatspräsident Emmanuel Macron, erhielt die Aktivistin aus Kamerun für ihren Kampf gegen Zwangsehen und für ihr Engagement für die Opfer von Gewalt in ihrem Land. Vor rund zwei Jahrzehnten war sie Mitgründerin der Association de lutte contre les violences faites aux femmes (ALVF). »Votre combat contre les mariages forcés et précoces, contre les violences sexuelles faites aux femmes, est un engagement de plus de vingt ans au service des femmes dans une région où l’aide que vous leur apportez est bien souvent une question de survie«, erklärte Emmanuel Macron bei der Preisverleihung vor einem großen Porträt von Simone Veil – für die Frauen, denen die Organisation von Aissa Doumara Ngatansou helfen konnte, war dies eine Frage des Überlebens.

Simone Veil: Die 2017 verstorbene Politikerin Simone Veil wiederum ist erst die fünfte Frau, die in das Pariser Pantheon aufgenommen wurde. Nach »Ehefrau«Sophie Berthelot war die Nobelpreisträgerin Marie Curie die erste Frau, die in Anerkennung ihrer eigenen Leistungen im Panthéon beigesetzt wurde (1995 Überführung ihrersterblichen Überreste, mehr als 60 Jahre nach ihrem Tod). 20 Jahre später erfolgte die »Panthéonisation« der beiden in der Résistance aktiven Widerstandskämpferinnen Germaine Tillion und Geneviève de Gaulle-Anthonioz (2015). Denn das Mausoleum großer Franzosen, auf dessen Giebel steht»Des Grands Hommes La Patrie Reconnaissante (Den großen Männern ein dankbares Vaterland).

NousToutes: Nachmittags beim Blick in die Zeitungen habe ich in Le Monde gar nichts zum Frauentag gefunden (wenn ich beim Durchblättern nichts übersehen habe), in Libération immerhin einen Hinweis auf die Aktion von #noustoutes (noustoutes.org), die in der Nacht von Donnerstag auf den heutigen Freitag viele Straßen umbenannt haben – insgesamt wohl rund 1400 Schilder, meldet gerade NouvelObs. Damit es nicht beim Namedropping bleibt, war bei fast allen noch eine kurze Info zur jeweiligen Politikerin, Schriftstellerin, Journalistin, Suffragette oder Kämpferin für Menschenrechte zu finden. Eine tolle Aktion, die auch Berlin gut gestanden hätte – dort ist der 8. März immerhin seit diesem Jahr ein Feiertag.

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