MANUFAKTUR JÖRG GEIGER: ALKOHOLFREIER PRISECCO
Immer öfter alkoholfrei: Nicht nur bei schwangerem Besuch bleiben Wein und Crémant im Keller, auch Freundinnen und andere Gäste, die keinen Alkohol trinken, möchte ich mit mehr als Mineralwasser oder Säften bewirten können. Glücklicherweise bringt mich das gar nicht in Verlegenheit, denn seit ich eine Zeitlang am Rand der Schwäbischen Alb gewohnt habe, kenne und schätze ich die alkoholfreien Cuvées aus der Manufaktur von Jörg Geiger in Schlat. Die feinperligen Cuvées, Prisecco genannt, sind nummeriert, mein Favorit ist Nr. 23 mit Rhabarber, Apfel und Blüten. Und »Weißduftig« mit Wiesenobst, Holunderblüten und Kräutern. Oder doch der »Winterbirnentraum« mit Gelbmöstler, Nägelesbirne und Schweizer Wasserbirne? Eine Kreation schmeckt besser als die andere, die feinen Aromenkombinationen sind außerordentlich überraschend, Birne wird mit Douglasienspitzen und Schlehen kombiniert, unreifer Apfel mit Eichenlaub oder mit Aronia und Mädesüß. Darauf muss man erstmal kommen – für die Geschmacksvielfalt seiner Kompositionen unter Einsatz von über 200 Gewürzen, 70 Kräutern und 20 Blüten und den feinen Gaumen ist Jörg Geiger nur zu bewundern. Glücklicherweise sind seine alkoholfreien Essensbegleiter weniger süß, komplexer und ausdrucksstärker als ähnliche Produkte von Saftherstellern oder Winzern.
Champagner-Bratbirne: Bittenfelder Eisapfel, Börtlinger Weinapfel, Grüne Jagdbirne, Herzogin Elsa und die Champagner-Bratbirne sind nur einige der alten Sorten, die am Fuß der Schwäbischen Alb auf den Streuobstwiesen wachsen. Der großartige Schaumwein (den es auch in einer Version ohne Umdrehungen gibt) mit köstlichem Birnenaroma ist vielen bekannt, weil Produzent Jörg Geiger vor Gericht jahrelang Streitigkeiten mit der Champagne ausfechten musste – die Region tritt rigide auf mit ihrem Markenschutz, dabei trägt die alte Birnensorte mindestens seit 1797 ihren Namen. Die herben und tanninreichen Früchte, die an Apfel- und Birnbäumen auf Streuobstwiesen wachsen, sind oft nicht für den Verzehr geeignet, sondern eignen sich besser zum Mosten. Schon sein Vater betrieb im Gewölbekeller unter dem Gasthof eine Brennerei, und so produziert Jörg Geiger heute nicht nur wunderbare sortenreine Schaumweine in traditioneller Flaschengärung, sondern destilliert auch tolle Obstbrände. Sehr zu empfehlen, wenn auch nicht alkoholfrei, sind auch der Craft Cider und der »Schwäbische Kir«.
Streuobstwiesen: Der zum Koch und Hotelfachwirt ausgebildete Jörg Geiger übernahm in den 1990er-Jahren den elterlichen Landgasthof im Örtchen Schlat bei Göppingen: Im »Lamm« wird exzellent gekocht, und so haben wir den Einkauf vor Ort gern mit einem Spaziergang durch die Obstwiesen und anschließender Einkehr kombiniert, als wir noch in rund 60 Kilometer Entfernung wohnten. Der Naturschutz, insbesondere der Erhalt von Streuobstwiesen, und Artenvielfalt liegen dem Genuss-Unternehmer sehr am Herzen: Er belässt es dabei nicht bei der Verwertung (»Natur schützen durch nützen«), sondern engagiert sich auch für Vogelschutz, Baumpflege und pflanzt alte Obstsorten neu an. 2016 wurde WiesenObst e.V. gegründet mit der Vision, »Schwäbisches WiesenObst« als geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) zu etablieren und die traditionelle extensive Bewirtschaftung fortzuführen. Neben der Eduard-Lucas-Medaille, die an Menschen vergeben wird, die sich um den Erhalt alter Obstsorten verdient machen, erhielt Jörg Geiger zahlreiche Auszeichnungen für seine Produkte in den nun schon zwei Jahrzehnten, die er sich für die jahrhundertealte Kulturlandschaft engagiert, um ihre ökonomische, ökologische und soziale Bedeutung zu erhalten – oder besser gesagt: wiederzubeleben.
Manufaktur Jörg Geiger, Reichenbacher Straße 2, 73114 Schlat
www.manufaktur-joerg-geiger.de
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