JONAS FREI: DIE WALNUSS

Welschnuss: Im Schweizer AT Verlag ist ein großformatiges und umfangreich bebildertes Buch über »Die Walnuss« erschienen. Autor Jonas Frei stellt darin alle in Europa kultivierten Arten sowie die exotischen Vertreter dieser Pflanzenfamilie vor und widmet Geschichte und Kultur eigene Kapitel. Als Landschaftsarchitekt und Stadtökologe kennt er nicht nur den Echten Walnussbaum (Juglans regia), sondern auch in Parks und Baumschulen wachsende Bäume wie Ferkelnuss und Schwarznuss, hat auf Walnüsse spezialisierte Archive und botanische Gärten besucht. Einen zweiten Band in der gleichen aufwendigen Ausstattung hat er über die Haselnuss vorgelegt.

Eine große botanische Familie: Wie selbstverständlich hatte ich angenommen, dass es im Buch nur um die Echte Walnuss geht und ihre verschiedenen (Kultur)Sorten, wie sie etwa in Dresden-Pillnitz, Geisenheim und Weinsberg früher selektiert und vermehrt wurden. Tatsächlich erwähnt der Autor solche Sorten – Seifersdorfer Runde, Rote Donaunuss, Pillnitzer Große und andere sowie die in Frankreich beliebten Sorten Franquette, Parisienne oder Mayette – durchaus, doch Jonas Frei geht es um die Vielfalt der Arten. »Dem weltweiten Markt mit wenigen Sorten sehr ertragreicher, einfach zu schälender Walnüsse steht in vielen Regionen der Welt eine riesige Zahl Walnussformen gegenüber«. Zur Familie der Walnussgewächse, botanisch »Juglandaceae«, zählen etwa 60 Arten, darunter bekanntere wie die in Nordamerika verbreiteten Hickorys, zu denen die Pekannüsse gehören, wie auch in Europa kaum verbreitete Arten, deren (Flügel- oder Zapfen-)Nüsse auch optisch kaum noch die Verwandtschaft erkennen lassen. Den größten Umfang im Buch nehmen die Artenporträts ein – von Schwarznuss und Butternuss, Mandschurischer und Japanischer Walnuss, Schuppenrinden-Hickory und Ferkelnuss, Bitternuss, Spottnuss, Königsnuss und mehr.

Eine lange Geschichte: Schon Karl der Große ordnete die Pflanzung von Walnussbäumen an – der Frankenkaiser führte nicht nur kriegerische Feldzüge zur Expansion seines Reichs, sondern bemühte sich unter anderem um Reformen der Landwirtschaft und des Gartenbaus. In seinem Auftrag entstand um das Jahr 800 die Landgüterverordnung »Capitulare de villis vel curtiis imperii« mit Vorgaben zur Dreifelderwirtschaft, zur Viehhaltung und zum Wein- und Obstanbau. Auf den detaillierten Listen stehen neben Kräutern, Gemüse und Obst auch Baumarten, die gepflanzt werden sollten, wenn die klimatischen Bedingungen es zuließen, darunter »amandalarius«, »avellanarius« und nucarios«, also Mandel, Haselnuss und Walnuss. Schon der um 1493 erschienene »Mesnagier de Paris« enthält ein Rezept zum Einkochen grüner Walnüsse in Honig – aber was heißt »schon«, wenn nachgewiesen werden konnte, dass bereits die Cro-Magnon-Menschen vor rund 17.000 Jahren Walnüsse verzehrten und bei archäologischen Ausgrabungen in der Ardèche eine versteinerte, rund 8 Millionen Jahre alte Walnuss gefunden wurde.

Die Walnuss in Frankreich: In Frankreich sind insbesondere die Region um Grenoble und das Périgord für ihre lange Tradition der Walnusskultur bekannt. In der Region um Grenoble sind teils noch die eigens für das Trocknen erbauten »Séchoirs« zu sehen (wie in der Pfalz die Trockenscheunen für den Tabak). Sie werden nicht mehr genutzt, da das Trocknen mit Warmluftgebläse schneller geht, doch im Grand Séchoir in Vinay wurde ein kleines Museum zur Walnusskulur eingerichtet. Sowohl die »Noix de Grenoble« (AOC seit 1938, AOP seit 1996) als auch die »Noix du Périgord« (AOC seit 2002, AOP seit 2022) sind mit einer Herkunftsbezeichnung geschützt. Insgesamt belief sich die Produktion der »Nuciculture« in Frankreich 2022 auf 50.622 Tonnen; am häufigsten angebaut wird die Sorte Franquette, die älteste, wohl um 1785 selektierte Sorte.

 

Jonas Frei, Die Walnuss. Arten, Botanik, Geschichte, Kultur, AT Verlag 2023

Walnussbaum

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