DER SCHLOSSGARTEN IN WEIKERSHEIM

Ein Gartenreich als Festsaal: Die ländliche Residenz in Weikersheim zeugt noch von den Zeiten, als die Kleinstadt im äußersten Nordosten Baden-Württembergs Stammsitz der Grafen und Fürsten zu Hohenlohe war. Das prächtige Renaissanceschloss, in den 1680er-Jahren im barocken Stil erweitert, und die spektakuläre barocke Gartenanlage bilden ein überaus sehenswertes Gesamtkunstwerk. Drinnen in den prunkvollen Gemäuern des »fränkischen Versailles« beeindruckt vor allem der 40 Meter lange, reich dekorierte Rittersaal, draußen im weitläufigen Park vor dem prächtigen Südflügel des Schlosses symmetrisch angelegte Blumenrabatten und Wege, farbige Blütenpracht, in Form geschnittene Bäume und Hecken, kunstvolle Springbrunnen, Wasserbecken und annähernd 100 allegorische Sandsteinfiguren. Unter den Skulpturen finden sich Sinnbilder der vier Winde, der vier Jahreszeiten und der vier Elemente, aber auch Götter der antiken Mythologie, die zugleich Planeten symbolisieren, Diana als Mond, Venus, Mars, Jupiter, Merkur, Merkur, Saturn. Sie stammen aus der Werkstatt von Johann Jakob Sommer und seinen beiden Söhnen in Künzelsau – der Graf musste nach geeigneten Bildhauern nicht lange suchen. Die Künstler hatten sich schon über die Grenzen von Hohenlohe hinaus einen Namen gemacht und zählten praktischerweise zu seinen Untertanen. Der Großauftrag (inklusive der Zwergengalerie) beschäftigte das Trio fast zwei Jahrzehnte lang.

Gewächshaus als Winterschutz: Der Anfang des 18. Jahrhunderts nach französischem Vorbild angelegte Garten ist einer der frühesten Barockgärten in Franken. Wie auch der Sonnenkönig Ludwig XIV. in Versailles verstand Graf Carl Ludwig von Hohenlohe-Weikersheim die Anlage als Festsaal im Freien. Zur Architekturkulisse gehört neben einem kleinen Teehaus auch die trotz ihrer etwa 100 Meter Länge anmutig wirkende Orangerie, in der die empfindlichen Kübelpflanzen überwinterten – wie Juwelen, Gemälde- und Skulpturensammlungen oder »Wunderkammern« konnten auch exotische Raritäten wie Palmen und Zitruspflanzen den Glanz, Ruhm und Herrschaftsanspruch eines (Duodez)Fürsten untermauern. Jenseits dieses repräsentativen Abschlusses verlängert die grüne Hohenloher Hügellandschaft die akkurat gezirkelte Gartenanlage in die freie Natur.

Die Zwergengalerie: Auf der Balustrade zum Schlossgraben (der die Ursprünge von Weikersheim als Wasserschloss verrät) wurde mit der Zwergengalerie auch der Hofstaat verewigt, zu dem neben Zofe, Köchin und Narr selbstverständlich auch ein Becher schwingender Mundschenk gehört (und auch an anderen Skulpturen sind Kelche, Weintrauben und Weinblätter zu entdecken). Die 16 Hofbediensteten in karikaturenhaft blasierten, selbstbewussten oder überheblichen Posen bilden den Kontrapunkt zum Olymp der Götter und haben Weikersheim berühmt gemacht. Fröhlich-beschwingt wirkt hier der Schlossgarten, und passend dazu wächst im einstigen Wassergraben heute ein wenig Wein. Gartenfreunde erkunden auch noch den später angelegten Rosengarten und den Küchengarten entlang der Stadtmauer.

Kocher, Tauber und Jagst: Doch ebenso wie Freunde der Architektur und Gartenkunst kommen hier auch Weingenießer auf ihre Kosten. Beginnend in Oberstetten im Taubertal hat der Weikersheimer Marktplatz mit dem reizenden Rokokobrunnen die Ehre, Zwischenstopp der Württembergischen Weinstraße zu sein. Das Weingut Fürst Hohenlohe residiert zwar nicht im Schloss, sondern im 60 Kilometer entfernten Öhringen-Verrenberg (zu dem Adelsgeschlecht zählen mehrere Linien), doch auch im Taubertal wird Wein kultiviert. Leider ist das Weinanbaugebiet Kocher-Jagst-Tauber dreigeteilt – das nördliche Taubertal, auch Tauberfranken genannt, zählt zu Baden, andere Bereiche (wie Weikersheim und Öhringen) zu Württemberg oder zum bayerischen Franken (Mainviereck). Das erschwert ein gemeinsames Auftreten der Winzer doch erheblich. Immerhin gibt es die 204 Kilometer lange Weinstraße Taubertal. Mehr über Baden-Württemberger Weinziele in meinem Buch »101 Highlights«.

www.schloss-weikersheim.de

www.liebliches-taubertal.de

Schloss Weikersheim Garten

Schloss Weikersheim Garten