BRETAGNE: AUSFLUGSTIPP TRÉGUIER
Petite Cité de Caractère: Mittwoch ist Markttag in Tréguier, dann ist das Städtchen am Ufer des Jaudy auch an einem feucht-kalten, regnerischen Januartag belebt. »Petite Cité de Caractère« darf sich der hübsche bretonische Ort zu Recht nennen, so wie beispielsweise auch Moncontour oder Le Faou. Seine von alten Granit- und Fachwerkhäusern gesäumten Sträßchen laden zum Bummel durch den Ort ein – von der Place du Martray vor der imposanten Kathedrale ziehen sie sich hinunter bis zu den Quais am Flussufer. In der nach Ernest Renan benannten Straße steht auch sein Geburtshaus, das heute als Museum an den Schriftsteller erinnert (1823–1892). Knapp 60 Fachwerkhäuser zählt die Stadt noch, die meisten aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Die beiden Tortürme am Ende Rue Renan dienten als Speicher und wachten zugleich über den Flusshafen, dessen Wasserstand hier im Mündungstrichter des Jaudy den bis weit ins Landesinnere wirksamen Gezeiten unterliegt. Das Sommerfoto am Ende des Beitrags entstand im letzten Jahr bei meinem Besuch in den Jardins de Kerdalo, die am gegenüberliegenden Ufer bis an den Jaudy hinunterreichen.
Saint-Tugdual: Die mächtige gotische Kathedrale der einstigen Bischofsstadt im Département Côtes d’Armor wurde im 14. und 15. Jahrhundert erbaut, der Granit dafür stammt von der nahen Ile Grande. Seit dem Mittelalter und noch bis ins 20. Jahrhundert gab es dort an der Küste Steinbrüche, wo von den Arbeitern unter schwersten Bedingungen der Granit abgebaut wurde. Von den drei Türmen blieb einer von einem romanischen Vorgängerbau erhalten. Benannt ist der Kirchenbau nach dem Mönch Tugdual, der hier im 6. Jahrhundert ein Kloster gründete, und zu den sieben Gründerheiligen der Bretagne zählt. Zugleich ist Tréguier ein Wallfahrtsort zu den Reliquien des heiligen Yvo – am dritten Maiwochenende wird mit dem Pardon de Saint-Yves diesem Schutzheiligen der Juristen gedacht, der durch weise Schiedssprüche berühmt wurde. Neben der gotischen Architektur und dem Grabmal des Herzogs Jean V. de Bretagne ist vor allem der spätgotische Kreuzgang sehenswert.
In der Umgebung: Nur wenige Kilometer von Tréguier entfernt, liegt La Roche-Derrien etwas flussaufwärts ebenfalls am Ufer des Jaudy, und auch hier heißt der zentrale Platz mit Granit- und Fachwerkhäusern Place du Martray. Die Bürgerhäuser verdankten sich dem Handel mit Flachs, der im Trégor angebaut und zur Weiterverarbeitung nach Quintin und Uzel transportiert wurde, später auch dem Schiefer aus lokalen Steinbrüchen. Von der mittelalterlichen Burg auf der Hügelkuppe hoch über dem Fluss ist nichts mehr zu sehen, an der Stelle des einstigen Donjons steht eine zierliche Kalvarienkapelle, mit weitem Panoramablick übers Land. Erbaut wurde die auch Notre-Dame der sieben Schmerzen genannte Kapelle allerdings anderswo, in Lannion, und 1867 hierher versetzt.