AUSSTELLUNG IN PARIS: AGNÈS VARDA
Im Musée Carnavalet: Die im März 2019 im Alter von 90 Jahren verstorbene Agnès Varda (1928–2019) ist vor allem als vielfach ausgezeichnete Regisseurin von Spiel- und Dokumentarfilmen bekannt und gilt in Frankreich als »Grande Dame der Nouvelle Vague«. 1955 drehte die französische Filmemacherin ihren ersten Film, als Autodidaktin. Im stadtgeschichtlichen Museum im Marais ist nun mit »Le Paris d’Agnès Varda de-ci, de-là« der Fotografin Varda eine Ausstellung gewidmet. Passenderweise richtete sich Agnès Varda ihr Atelier und Labor in der Rue Daguerre ein, benannt nach dem Miterfinder des ersten kommerziell nutzbaren Fotografie-Verfahrens. Im 14. Arrondissement vermittelt die Rue Daguerre noch heute eine dörfliche Marktatmosphäre, und in einem kleinen rosafarbenen Haus mit der Nummer 86 wohnte und arbeitete die Künstlerin: »Je n’habite pas Paris, j’habite Paris 14e«, wird sie in der Ausstellung zitiert. Von 1951 bis 2019 lebte sie in zwei Ladengeschäften mit Innenhof, bei Einzug in ruinösem Zustand, 1959 kommt ihr Lebensgefährte, der Cineast Jacques Demy, dazu, dem Varda später ein filmisches Porträt widmet.
Schnipsel und Schwarz-Weiss-Abzüge: Wenig bekannt sind die fotografischen Arbeiten von Varda, unter denen etwa Porträts von Federico Fellini, Giulietta Masina und Brassaï sind. Besonders gut gefiel mir eine Serie von gusseisernen Festmacher-Ringen an den Seine-Quais mit sehr grafischer Wirkung. Auch bewegte Bilder zeigt die Ausstellung in Ausschnitten: Rund 30 Filme hat Agnès Varda als Regisseurin gedreht– von »Cléo – Mittwoch zwischen 5 und 7« bis zu »Jane B … wie Birkin«. In »Daguerréotypes« setzt sie den Händlern der Rue Daguerre ein filmisches Denkmal. Für die Dokumentation »Visages Villages« ging die Regisseurin mit dem jungen Künstler JR gemeinsam auf eine Reise durch Frankreich. Autobiografisch motiviert sind die Dokumentarfilme »Les Plages d’Agnès« und »Varda par Agnès« – letzterer lief kurz vor dem Tod von Agnès Varda auf der Berlinale, wo die Regisseurin mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet wurde, zuvor hatte sie schon den Ehrenoscar für ihr Lebenswerk erhalten.
Le Paris d’Agnès Varda, de-ci, de-là, bis zum 24. August 2025, www.carnavalet.paris.fr
Musée Carnavalet, 23 rue Madame de Sévigné, 75003 Paris