ZITRONEN AUS MENTON

Wo die Zitronen blühen: Der Ort mit dem mildesten Klima der französischen Riviera und einer Temperatur von 16 °Celsius im Jahresschnitt wird von den nahen Seealpen geschützt, die Berge halten alle rauen Winde fern. Italien ist schon ganz nah, nicht nur geografisch: Zitronen, einst wichtige Einnahmequelle, gedeihen prächtig an der sonnenverwöhnten Küste und werden alljährlich im Februar groß gefeiert. Gut zu wissen: Die Früchte werden nach der Ernte nicht chemisch behandelt oder gewachst. Außer Fruchtfleisch und Saft kann also auch die Schale verwendet werden, als Abrieb oder Zesten, was französische Sterneköche und Feinschmecker zu schätzen wissen. Sie sind sehr aromatisch, süßer als ihre handelsübliche Konkurrenz, ihre Säure ist fruchtig-frisch und ihre dicke Schale schmeckt kaum bitter, sodass man sie ganz essen kann, beispielsweise als Zitronensalat in Scheiben geschnitten, nur mit Olivenöl und ein bisschen Salz, oder einfach pur wie einen Apfel.

Citron d’or: Wie goldene Schmuckstücke reifen die Zitronen wischen dunkelgrünem Laub. Seit über 500 Jahren gedeihen die frostempfindlichen, immergrünen Zitrusbäume im subtropischen Klima Mentons. Und ein Jahrhundert lang, von Mitte des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts, waren die Zitronen aus Menton eine außerordentlich gefragte Ware. Rund 35 Millionen Früchte wurden zu dieser Zeit jährlich exportiert, nach Großbritannien, Russland und auch nach Deutschland. Industriell angebaute, günstigere Konkurrenz aus Spanien und der fehlende Hafen führten zum Niedergang dieser »agrumiculture«, erst ab den 1990er-Jahren bemühten sich Einheimische um die Wiederbelebung der Tradition. Den einst rund 80.000 Bäumen stehen heute deutlich weniger Exemplare gegenüber, allerdings wurden allein im vergangenen Jahr 3700 Bäume neu gesetzt. Nur eine Handvoll »agrumiculteurs« baut die Menton-Zitrone – seit 2015 mit IGP geschützt – im Haupterwerb an, darunter die Familie Gannat, die die Ernte auch zu einer Vielfalt an Produkten weiterverarbeitet (Maison du Citron). Im bergigen Terrain mit kleinen terrassierten Parzellen lässt sich der Anbau von Zitrusfrüchten nicht mechanisieren, daher bleibt die Zitrone aus Menton eine Rarität.

Immergrüne Zitrusbäume: Als in der Zeit um 1900 das Überwintern in Menton aufgrund des besonders milden Klimas groß in Mode war, legten die ansässig gewordenen Engländer wunderschöne exotische Gärten an, in denen Springbrunnen und schattige Terrassen zusammen mit effektvollen Bepflanzungen und wunderbaren Ausblicken ein immergrünes Gesamtkunstwerk ergeben. Viele der teils exzentrischen Gärten liegen im exklusiven Wohnviertel Garavan, in dem es angeblich noch wärmer ist als in der übrigen Stadt. Dort besitzt auch die Stadt einen Zitronenhain, La Casetta. Weniger bekannt: Im Jardin du Palais Carnolès gedeihen mehr als 130 Arten von Zitrusfrüchten, dort wachsen Orangen-, Zitronen-, Pampelmusen- und sogar Kumquatbäume. Diese größte Sammlung von Zitrusfrüchten in Europa haben die Fürsten von Monaco in ihrer ehemaligen Sommerresidenz angelegt; sie wurde im Jahr 2000 unter Denkmalschutz gestellt (3 avenue de la Madone). Ein weiterer Garten mit fast ausschließlich Zitrus- und Olivenbäumen, La Citronneraie, der dem ehemaligen Rennfahrer François Mazet gehört, kann nur auf Verabredung besichtigt werden (69 corniche Tardieu).

Zitronenfest: Ende Februar wird der Karneval in Menton zwei Wochen lang als Fête du Citron gefeiert, die seit 2019 zum immateriellen Kulturerbe Frankreichs zählt. Zum Zitronenfest erstrahlt die Stadt in Orange-Gelb. Die fantasievollen Skulpturen sind ganz aus Orangen und Zitronen »gebaut« (die Früchte werden mit Plastikbändchen an Metallkonstruktionen mit Drahtgeflecht befestigt) und jedes Jahr einem anderen Thema gewidmet – in diesem Jahr ist das Motto »Oper und Tanz«. Bei früheren Festen galt die Kreativität Bollywood, dem Broadway und Cinecitta, führte 20.000 Meilen unter das Meer oder in 80 Tagen um die Welt. Beim Corso mit Festwagen, Tanz- und Musikgruppen wird reichlich Konfetti geworfen.

Sommerdrink: Zitronenseife, Zitronenöl und eingelegte Salzzitronen, Tarte au Citron und anderes Gebäck, Marmelade aus Zitronen und Zedratzitronen, Bonbons und Sirup sind beliebte Mitbringsel. Die meisten Touristen scheinen aber am liebsten eine Flasche Limoncello einzupacken, das legt zumindest das Angebot in den Geschäften nahe. Der Likör wird meist pur oder auf Eis nach dem Essen serviert, er lässt sich aber auch gut eisgekühlt mit Prosecco und Mineralwasser zum Spritz aufgießen.

 

www.lecitrondementon.org

www.lamaisonducitron.com

Zitronen Menton Côte d’Azur

Zitronen Menton Côte d’Azur