WEISSER TEE

Maison des Trois Thés: Letzte Woche habe ich in Paris an einem eiskalten Februar-Nachmittag Teng Chong Bai Yin Zhen getrunken. Und anschließend den weißen Tee aus der chinesischen Provinz Fujian auch gleich zum Mitnehmen gekauft, so gut hat er mir geschmeckt. Dabei hatte die freundliche Mitarbeiterin in der Maison des Trois Thés zunächst Bedenken, ob meine Wahl die richtige sei, wenn ich sonst nur schwarzen Tee trinke. Bevor sie mir erklärte, wie man ihn aufgießen muss, gab sie mir mehr oder weniger zu verstehen, dass weißer Tee mehr Ähnlichkeit mit heißem Wasser als mit einer kräftigen Ostfriesenmischung habe. Doch es war eine Offenbarung – ungeheuer erfrischend und auf eine ganz subtile Art aromatisch und intensiv. Dass dieser blumig-duftige Tee beim Aufguss Aromen von Ahornsirup, Akazienhonig, Aprikose, Duftwicken und Orchideenblüten entwickelt, heißt es in Teekunden. In China wird er wohl auch im Sommer getrunken, so gut tut er selbst bei Hitze (was mich allerdings nicht überrascht – dass warmer Tee den Flüssigkeitsverlust beim Schwitzen besser ausgleicht als eiskalte Getränke, war mir schon bekannt). Wie neu belebt und munter verließ ich das für seine große Auswahl an seltenen Teesorten renommierte Maison des Trois Thés an der Place Monge, um wieder durch die Kälte zu spazieren.

Highend-Tee: Grüner Tee ist weit verbreitet, selbst als Beuteltee findet man ihn im Supermarkt, in Naturkostgeschäften und beim Drogerie-Discounter. Nicht aufgefallen war mir bislang, dass es auch weißer Tee bereits in die Regale geschafft hat, weil er weltweit in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer beliebter geworden ist. Weißer Tee ist der am wenigsten bearbeitete Tee, die Blätter werden nach der Ernte ausschließlich in der Sonne getrocknet und fermentieren nur leicht. Manche Sorten bestehen aus so zarten Blättern und Spitzen, dass diese noch ihren feinen weiß-silbrigen Flaum besitzen. Schwer vorstellbar allerdings, dass dieser fast naturbelassene Tee nach langer Lagerzeit als Beutelaufguss noch so fantastisch schmeckt… Ich möchte es nicht ausprobieren; obwohl hochwertiger Tee ab 20 € aufwärts (bis zu 100 € je nach Sorte) pro 100 Gramm kostet. Unter Kennern gilt der weiße Tee gerade wegen seines dezenten Geschmacks und der vielfältigen Aroma-Nuancen als Champagner unter den Tees. Übrigens: Weißer, grüner und schwarzer Tee werden alle aus dem gleichen Teestrauch hergestellt, der Unterschied liegt nur in ihrer Weiterverarbeitung.

The English Tearoom: Auch in Stuttgart in einem weiteren meiner Lieblingsteegeschäfte habe ich mir weißen Tee gekauft, Jasmine Silver Needle (Yin Zhen Moli). Weißer Tee als feine, leichte und subtile Sorte passt gut zu den floralen Aromen von Jasmin. Allerdings sollte der Tee weder mit essentiellem Öl parfümiert sein noch – weit schlimmer – mit synthetischem blumigem Aroma. Ein guter Jasmintee kommt nur kurz mit den Jasminblüten in Berührung, die dann wieder entfernt werden – ein durchaus aufwendiger Prozess: Besonders hochwertige Mischungen werden per Hand hergestellt, wobei die zugefügten Jasminblüten am Ende wieder sorgfältig aus dem Tee gesammelt werden. Und natürlich ist auch hier die Qualität des Tees, der die Basis der Mischung bildet, Maßstab seiner Güte.

Frisch aufgebrüht: Die Teeblätter dürfen nicht mit kochend heißem Wasser aufgegossen werden, es sollte maximal 70 °C haben. In Paris wurden die Blätter zunächst nur etwas befeuchtet, erst dann zog der erste Aufguss etwa 2 Minuten in einer kleinen Porzellanschale mit Deckel. Sie eignen sich besonders gut, um den weißen Tee in kleinen Schlucken zu genießen. Je nach verwendeter Qualität kann der feine Tee noch zwei weitere Male aufgegossen werden. Bei hochwertiger Qualität gilt der dritte Aufguss als beliebtester.

Maison des Trois Thés, 1 rue Saint-Médard, Métro: Place Monge, Di–Sa 11–19.30 Uhr

The English Tearoom, Weißenburgstr. 29, Haltestelle: Österreichischer Platz, www.the-english-tearoom.de, Di–Fr 11–19, Sa 10–18 Uhr

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