TREPPEN, STIEGEN, STÄFFELE: DIE UFERTREPPE IN KÖLN

Draufsicht: Vom Kennedy-Ufer auf der Schäl Sick, der »falschen Seite« des Rheins, eröffnet sich ein wunderbarer Panoramablick auf die Kölner Stadtsilhouette – mit dem Dom und den bunten Spitzgiebelhäusern der Altstadt, die ihr heutiges Gesicht allerdings nicht im Mittelalter, sondern durch eine Sanierung in den 1930er Jahren erhielt. Wenn das linksrheinische Ufer gegenüber schon längst im Schatten liegt, genießen Müßiggänger auf der Treppenanlage noch die Abendsonne. So entstand ein neuer öffentlicher Stadtraum und Treffpunkt, an dem städtisches Leben und Erholung am Fluss aufeinander treffen. Im Juli 2015 wurde die mehr als 500 Meter lange Ufertreppe am Deutzer Rheinufer eingeweiht, ab 2026 soll sie flussabwärts sogar noch bis zum Tanzbrunnen verlängert werden.

Tribüne am Rhein: Nach Plänen von »Planorama Landschaftsarchitektur« (Berlin) erbaut, führen die Stufen von der Rheinboulevard genannten Promenade auf dem Hochufer hinunter zum Rhein, und überwinden dabei 6 Meter Höhenunterschied. Als Material für die Sitzstufen wurde heller Sichtbeton gewählt; die Rückwände sind im Kontrast dazu aus dunklen Betonfertigteilen mit unregelmäßiger Oberflächenstruktur gestaltet – oder sind es Basaltriemchen? Da vermelden Bauberichte Unterschiedliches. Das Geländer als »Absturzsicherung«, nicht Teil des ursprünglichen Entwurfs, setzte die Stadt durch. Dass so viel Beton 2017 vom Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA) ausgerechnet mit einem Preis für Landschaftsarchitektur ausgezeichnet wird, gilt vermutlich der »zeitgemäßen Freiraumplanung«. Eine ökologische Lösung war hier am Flussufer schon wegen des regelmäßig wiederkehrenden Hochwassers ausgeschlossen, denn die Uferbefestigung muss auch eine Überflutung überstehen können. Oben auf der von Bäumen gesäumten Promenade wurden historische Überreste integriert, etwa der Eckturm eines römischen Kastells, der als sogenannter »Schinkenkessel« noch von den Preußen für die Stadtbefestigung von Deutz genutzt wurde und heute als halbrunder Balkon Teil der Ufertreppe ist.

Ufertreppen: Viele Städte wenden sich wieder ihren Gewässern zu, beispielhaft etwa Lyon an Rhône und Saône. Die architektonische Aufwertung oder Rückeroberung urbaner Räume am Fluss durch eine Ufertreppe statt steiler Mauern planen auch andere Städte, etwa Berlin am Spreekanal, Mainz am Rhein, Heidelberg und Stuttgart am Neckar. Die Gestaltung einer solchen Anlage ist tatsächlich hohen konstruktiven Anforderungen unterworfen – neben Hochwasserschutz und Böschungssicherung müssen Flussdynamik und Ökologie mit dem Bauwerk in Einklang gebracht werden. Realisiert wurden breite Ufertreppen bereits unter anderem in Bad Kreuznach an der Nahe, in Hamburg an der Elbe, in Leipzig an Elster- und Pleißemühlgraben und in Zürich an der Limmat.

Köln Deutz Ufertreppe

Köln Deutz Ufertreppe