PARISER PARKS: PARC MONTSOURIS

Viel Grün am Unicampus: An einem heißen Tag im August ist der Park, mit fast 15 Hektar einer der größeren in Paris, überraschend leer. Aber das sind auch die Straßen in Paris, die Geschäfte und die Restaurants. Im Hochsommer flieht aus der Stadt, wer kann. Im Park Montsouris sind selbst im Schatten kaum Bänke besetzt, auf den Rasenflächen dösen nur vereinzelt Menschen, nur an den Wasserspendern stehen immer ein paar Wartende an, um sich ihre Plastikflaschen oder Pappbecher zu füllen. Jetzt sind noch Semesterferien, wahrscheinlich wirkt diese Grünanlage in unmittelbarer Nähe zum Unicampus im Süden der Stadt ganz anders, wenn Anwohner und Studenten aus den Ferien zurück sind.

Ein »wohltemperierter« Park: Ende der 1860er-Jahre beauftragte der Präfekt Haussmann seinen Mitarbeiter Jean-Charles Alphand (1817–1891) mit der Anlage, der als Stadtplaner und Ingenieur der »Ponts et Chaussées« auch für die Gestaltung von Parks und Promenaden verantwortlich war. Etwa gleichzeitig entstanden Parc Monceau und Parc des Buttes-Chaumont, beide deutlich »pittoresker« als Montsouris, den Alphand selbst einen »parc paysager tempéré« nannte. Napoleon III. hatte England besucht und widmete nun auch der Begrünung seiner Hauptstadt verstärkt sein Augenmerk. Das Gelände im Süden von Paris, zuvor als Baumschule und Steinbruch genutzt, stellte eine besondere Herausforderung dar, weil eine Bahnlinie (die Alphand gut versteckte) es in zwei Hälften teilt. Große Rasenflächen und alte Baumriesen prägen den Landschaftspark heute, dessen Terrain sich sanft abschüssig zum großen See hin senkt.

Der Nullmeridian: Die Mire du Sud oder Mire de l’Observatoire genannte Stele soll den Pariser Meridian anzeigen, steht aber wohl etwa 70 Meter östlich davon. Das Monument war 1806 ursprünglich im Garten des Observatoriums aufgestellt worden, bevor man es hierher umsetzte. Sein Pendant, die Mire du Nord, auch Pyramide Cassini genannt, steht auf dem Montmartre im Garten der Moulin de la Galette. Und 135 kleine, in den Boden eingelassene Bronzemedaillons mit der Aufschrift »Arago« zeigen den Verlauf des Pariser Meridians an, der – bevor ab Ende des 19. Jahrhunderts der Greenwich-Meridian allgemein verwendet wurde – einen wichtigen Nullmeridian bildete.

Wasserkathedrale: Gleich neben dem Park liegt das zur selben Zeit angelegte Réservoir de Montsouris, das als Speicherbecken den Süden der Stadt mit Trinkwasser versorgt und rund 200.000 Kubikmeter fasst. Gut geschützt und weitgehend unter der Decke eines mit Rasen bepflanzten, 256 Meter langen und 135 Meter breiten Hügels versteckt, kann es nur einmal im Jahr besichtigt werden. Zu sehen sind nur die sogenannten Laternen (letztes Foto), in den das Wasser ankommt. Von Ingenieur Eugène Belgrand (1810–1878) entworfen, war es eines von mehreren Bauprojekten im 19. Jahrhundert, die die Wasserversorgung der Stadt verbessern sollten, denn das Seine-Wasser eignete sich aufgrund der Abwässer und Industriebetriebe immer weniger. Wie auch für andere große Projekte diente ein ehemaliger Steinbruch als Baugrund. Rund 1800 Pfeiler sollen das Gewicht des über Aquädukte hergeleiteten Wassers tragen – dem majestätischen Eindruck des Orts verdankt das Reservoir seinen Beinamen als »cathédrale de l’eau«. Früher hielt man Forellen in Aquarien, den »truitomètres«, um die Wasserqualität zu prüfen, heute erledigen das regelmäßige Laboruntersuchungen.

Paris Parc Montsouris

Paris Parc Montsouris

Paris Parc Montsouris

Paris Réservoir de Montsouris

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