PARISER MÄRKTE: MARCHÉ BASTILLE UND MARCHÉ POPINCOURT

Pariser Wochenmärkte: Diesmal hatte ich ein Hotelzimmer im 11. Arrondissement gebucht, in der Rue Saint-Sabin. Um 10 Uhr kam der Zug pünktlich in der Gare du Nord an, mit der Métro war schnell das Gepäck abgeliefert und ich binnen kürzester Zeit in Paris unterwegs – besser geht es nicht. Pläne für den Tag hatte ich schon gemacht, doch auf dem benachbarten Boulevard Richard Lenoir war gerade Wochenmarkt, keine Frage, dafür das Programm zu ändern! Mit mehr als hundert Ständen ist der Marché Bastille einer der größeren von rund 80 Märkten insgesamt in Paris. Am Donnerstag- und am Sonntagvormittag bieten Händler und Produzenten hier auf der von Bäumen gesäumten Promenade ihre Waren an – mit Blick auf die geflügelte Figur der Freiheitssäule auf der Place de la Bastille. Das vielfältige Angebot macht den Markt zu einem der belebtesten der Stadt, Anwohner und Touristen schätzen ihn gleichermaßen. Bei Letzteren weniger bekannt ist die Tatsache, dass viele der Stände am Dienstag und Freitag erneut auf dem Boulevard Richard Lenoir anzutreffen sind, nur ein kleines Stück weiter nördlich auf Höhe der Rue Oberkampf als etwas kleinerer Marché Popincourt. Wer gemütlich entlang der Stände schlendern und auch einkaufen möchte, kommt am besten nicht gerade zwischen 11 und 12 Uhr. Für jedes Produkt stehen mehrere Stände zur Auswahl und zum Vergleich, ob Fisch und Meeresfrüchte, Fleisch und Wurst, Käse und Molkereiprodukte, Biolebensmittel oder Obst und Gemüse frisch vom Acker. Mein Lieblingsstand ist »Le Moulin de l’Abbaye« mit ausgefallenen Salat-, Kräuter- und Gemüsesorten.

Boulevard Richard Lenoir: Der breite Boulevard bildet die Grenze zwischen zwei völlig unterschiedlichen Stadtvierteln – auf der einen Seite das hochherrschaftliche Marais, auf der anderen das frühere Proletarierviertel Bastille. Dass unter den Marktständen das Wasser eines Kanals fließt, fällt nur auf, wenn man explizit auf die Oberlichter achtet, die den hier unterirdisch geführten Canal Saint-Martin mit ein wenig Helligkeit versorgen. An der Place de la Bastille tritt er wieder zutage und mündet kurz darauf in die Seine, am kleinen Jachthafen dort starten auch die Bootstouren auf dem Kanal. Rund dreißig Meter breit ist der baumbestandene »Deckel« für den Kanal, der Mitte des 19. Jahrhunderts überbaut wurde, an seinen Seiten verlaufen die Fahrspuren für Räder und motorisierten Verkehr entlang der Häuserzeilen. Am Haus mit der Nummer 140, das wie der Kanal im Jahr 1826 erbaut wurde, erinnert ein gekacheltes Schild an den Fliesenhändler Maison Bouly, in Nummer 132 verortete der Krimiautor Georges Simenon die Wohnung seines Kommissars Jules Maigret, in Nummer 32 wurde der Dichter und Widerstandskämpfer Robert Desnos geboren, der am Ende des Zweiten Weltkriegs im Konzentrationslager Theresienstadt starb.

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