HONIG AUS DER ARDÈCHE: MIELS DE JOYEUSE

Saveurs du Sud: Honig habe ich mir jedes Jahr aus der Ardèche mitgebracht. Mein Lieblingsimker aus Vallon Pont d’Arc hatte einen Miniladen im Ort, war aber auch auf den Wochenmärkten vertreten. Da er auch 500-Gramm-Gläser anbot, konnte ich ohne Weiteres einen Jahresvorrat mitnehmen. Groß meine Enttäuschung, als er in Rente ging oder keine Lust mehr hatte? Im ganzen Ort habe ich extra nachgefragt, aber man sagte mir, er habe aufgehört. Ein paar Experimente mit anderen Honigeinkäufen führten zu wenig Begeisterung: Meistens zu süß… Beim nächsten Aufenthalt in der Ardéche kaufte ich auf Verdacht den »Miel de Joyeuse«, vor allem weil ich weder Bienenwaben noch niedlich gezeichnete Bienchen auf dem Etikett sehen will. Schlichte Gläser (nicht geriffelt oder sonstwie in Wabenform), geradlinig gestaltete Etiketten, kein Schnickschnack, das ließ hoffen.

Volltreffer! Zuhause schmeckte der Lavendelhonig fantastisch und war schnell leer. Woher den Nachschub nehmen? Als freudige Überraschung entdeckte ich den Honig – gleich in diversen Sorten – in der Grande Epicerie in Paris (der Lebensmittelabteilung des Kaufhauses Bon Marché). Dass der Honig aus Joyeuse von einem überregionalen Vertrieb profitiert, verdankt sich der Initiative eines in Paris erfolgreichen Konditors, der in seine Heimat Ardèche zurückgekehrt ist. Die Oberstadt in Joyeuse war über Jahre eher verlassen, zumindest was Geschäfte anging. Seit einiger Zeit haben sich Handwerker und Kunsthandwerker entlang der inzwischen schon »Rue des Arts« genannten zentralen Achse dort niedergelassen. Mittendrin die Maison Charaix, eigentlich eine Konditorei mit Macarons als Spezialität. Dass auch Honig aus der Region zum Sortiment gehört und inzwischen überregional vertrieben wird, verdankt sich eben der persönlichen Initiative des Pâtissiers Laurent Palanque: Sein Großvater, ein Hobby-Imker, nahm ihn als Kind immer mit zu seinen Bienenvölkern – knapp zwei Dutzend hatte er bei Dompnac unweit von Joyeuse, und den Kastanienhonig gab es täglich zum Frühstück…

Naturprodukt: Seither war der Konditor auf der Suche nach dem perfekten (Honig)Geschmack – zehn Jahre lang kaufte er immer und überall Honig… Nun kümmert er sich selbst darum und gründete zusammen mit Jean-Pierre Ayglon, einem »apiculteur« aus Faugères, eine Art Kooperative von Imkern rund um Joyeuse. Muss man betonen, dass dieser Honig auch deshalb empfehlenswert ist, weil er in einer relativ wilden, von industrieller Landwirtschaft in all ihren negativen Auswirkungen und Umweltverschmutzung unbeeinträchtigten Region kommt? Zumindest Laurent Palanque wurmt es, dass die These die Runde macht, Großstadthonig sei gesünder – er schreibt auch einen Blog zu seinen Themen.

http://www.maisoncharaix.com

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