FRANZÖSISCHES MINERALWASSER

BLING BLING BLING: Was blinkt und leuchtet denn da? Es ist das Mineralwasserregal der Grande Epicerie in Paris oder genauer gesagt nur ein Teil davon – optisch überaus beeindruckend und ein echter Blickfang! Da stehen Importwässer wie Iskilde aus Dänemark, Gota aus Argentinien oder Bolle aus dem norditalienischen Piemont. Das amerikanische Bling aus Tennessee, das zu den zehn teuersten Mineralwässern der Welt gehört, ist mit diversen Sorten vertreten, auch in der ›Platinum-Edition‹. In Paris gibt es offensichtlich die High Snobiety-Klientel für solche Luxuswasser – ich käme schon wegen der langen Transportwege nicht auf die Idee, solche von weither geschipperte Flaschen zu Kult zu erklären. Und ehrlich gesagt, gebe ich auch nicht 70 € für eine Flasche Wasser aus, zumal es in Frankreich mehr als genug gutes Wasser aus regionalen Brunnen zu trinken gibt.

Im Regal der Grande Epicerie vertreten sind Wattwiller aus dem Elsass, Saint-Géron und mein Lieblingswasser »Châteldon 1650«. Beide Quellen sprudeln in der Auvergne, Saint-Géron liegt im Département Haute-Loire, Châteldon im Département Puy-de-Dôme. Aus der Quelle in Châteldon ließ sich im 17. Jahrhundert – vermutlich im Jahr 1650, wie der Name nahelegt – der »Sonnenkönig« Ludwig XIV. Wasser nach Versailles liefern. Das macht die »source gallo-romaine« (die also offensichtlich schon von den Römern der Antike geschätzte Quelle) zur ersten der Welt, aus der Mineralwasser in Krüge oder Flaschen abgefüllt wurde, und es erklärt die Sonne auf dem zweifarbigen Etikett.

Im Kaufhaus Bon Marché: Die Lebensmittel- und Feinkostabteilung war schon immer gut sortiert – unlängst wurde sie nochmal deutlich erweitert. Weine und Spirituosen zogen ins Untergeschoss, im Erdgeschoss gibt es somit deutlich mehr Platz und zudem neue, höhere Regale für noch mehr kulinarische Vielfalt. Allein die Auswahl an Salzsorten oder Vanillestangen unterschiedlichster Herkunft macht perplex.

Mineralwasser in Frankreich: Die Abfüllungen genießen unterschiedliches Renommée, vom kohlensäurehaltigen Perrier bis zum »stillen« Volvic aus der Auvergne. Ich bestelle vor Ort möglichst lokales Wasser, also auf Korsika »Orezza«, in Bordeaux »Abatilles«, in der Ardèche »Vals« und »La Reine des Basaltes« oder am Tarn »Quézac«, in der Bretagne »Plancöet«. Das »Châteldon 1650« steht auch in unzähligen französischen Sterne-Restaurants auf der Karte – das Unternehmen beruft sich mit berechtigtem Stolz darauf. Umso erstaunlicher, dass die über 530 deutschen Mineralwässer aus rund 200 Brunnen es versäumt haben, ihr Image vom Durstlöscher zum Lifestyle-Produkt zu drehen. Denn Wasser scheint heutzutage erst interessant zu werden, wenn es auf einen klingenden Namen hört, weit gereist ist und in Designerflaschen abgefüllt wurde. Global agierende Hersteller wie Danone oder Nestlé sind nicht nur Marktführer, sie arbeiten jeden Tag an ihrer Markenführung. Illusionen sollte man sich daher nicht machen – auch das erwähnte »Quézac« gehört längst zum Unternehmensbereich Nestlé Waters (wie auch Perrier, Vittel und San Pellegrino), Volvic, Evian und Badoit zu Danone. Beide Weltkonzerne haben sich bei den Bewohnern der Gemeinden nahe der Quellen keine Freunde gemacht – viele befürchten einen Zusammenhang zwischen der Wasserknappheit sowie weniger Wasser führenden Bächen und der massenhaften Förderung von Mineralwasser.

www.lagrandeepicerie.com

http://www.chateldon.tm.fr

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