DER MOORATLAS 2023

Nasse Klimaschützer: Um die globalen Klimaziele zu erreichen, müsse in Deutschland jährlich eine Fläche von Moorböden wiedervernässt werden von der Größe des Bodensees, heißt es im Vorwort zum Mooratlas, einer Kooperation der Heinrich-Böll-Stiftung mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und der Michael Succow Stiftung. In der aktuellen, im Januar 2023 erschienenen Ausgabe geht es in zwanzig Beiträgen um regionale wie um globale Aspekte – das Moor als Refugium für einzigartige Pflanzen und Tiere und bedrohte Biodiversität, um nachhaltige Alternativen für Torf, um fehlgeleitete Subventionen in der Landwirtschaft und um Paludikultur. Der Mooratlas liefert eine Fülle aufschlussreicher Daten und Fakten zum Ökosystem Moor sowie zur Trockenlegung und Wiedervernässung, visualisiert in anschaulichen Infografiken, alle mit nachprüfbaren Quellenangaben und in Zusammenhänge eingeordnet. Beleuchtet wird aber nicht nur das Ausmaß der Zerstörung, der Mooratlas zeigt auch das Potenzial nasser Moore für den Klimaschutz auf. Der Atlas kann kostenlos heruntergeladen werden unter www.boell.de/de/mooratlas (wie auch der Pestizidatlas).

Trockene Moore und Wiedervernässung: Moore speichern enorme Mengen Kohlenstoff. »Weltweit bedecken Moore 3 Prozent der Landfläche – binden aber doppelt so viel Kohlenstoff wie die Biomasse aller Wälder der Erde zusammen.« (Seite 8) Doch aus wirtschaftlichen Gründen wurden sie seit Jahrhunderten und werden sie bis heute oft trockengelegt – für Acker- und Grünland, für den Torfabbau oder als Baugrund. Große Mengen an Treibhausgasen entweichen dabei in die Atmosphäre. Riesige Flächen weltweit sind bereits zerstört, in Mitteleuropa sind sogar 90 Prozent der Moore betroffen – vielerorts sind sie aus dem Landschaftsbild verschwunden, intakte Moore kaum noch existent. Die klimaschädlichen Folgen davon sind zwar immer häufiger Thema bei Umweltverbänden und Fachleuten aus der Wissenschaft, doch was die Bundesregierung und EU bislang an Schutzmaßnahmen vorsehen, ist zu wenig und nicht effektiv.

Paludikultur: Moore und andere Feuchtgebiete gehören zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen der Erde. In Deutschland werden zwei Drittel aller Moore landwirtschaftlich genutzt, vor allem für die Tierhaltung, als Weideflächen für Rinder. Ohnehin wirkt sich der Konsum tierischer Produkte auf das Klima aus, doch noch weit erheblicher, wenn die Tiere auf entwässerten Moorböden gehalten werden. Für den Erhalt oder die Restaurierung von Mooren sind höhere Wasserstände erforderlich. Da herkömmliche landwirtschaftliche Nutzung dann nicht mehr möglich ist, braucht es neue Bewirtschaftungsformen, die mit nassen Böden kompatibel sind: Eine Chance könnte einerseits die Beweidung durch Wasserbüffel sein, die auch auf sumpfigem Terrain gehalten werden können. Eine andere bietet die sogenannte Paludikultur – der Anbau von Pflanzen wie Torfmoos oder Schilf, Erlen, Seggen und anderen Gräsern, die auf dauerhaft nassen Böden gedeihen. »Im Vordergrund von Paludikultur steht nicht die Herstellung von Lebensmitteln, sondern von nachwachsenden Rohstoffen« (Seite 36), für Verpackungen und als Baustoffe, als Dämm- oder Biokunststoffe. Eine enorme Herausforderung, für die es Experten braucht, neue Maschinen, neue Saatbestände, neue Verwertungsmöglichkeiten und Vertriebswege. Eine Mammutaufgabe! Landwirtschaftliche Betriebe wie verarbeitende Unternehmen können sie ohne politische Unterstützung nicht allein stemmen.

 

www.boell.de/de/mooratlas

 

© Titelbild Mooratlas: STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign

© Infografiken Mooratlas: STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign, CC BY 4.0

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