CANNSTATTER ZUCKERLE
Stuttgarter Steillage: Hinter dem Kraftwerk in Stuttgart-Münster rücken die Weinberge nah an das Neckarufer heran, das Flusstal wird enger. Ob schon die Römer in den Hanglagen am Neckar und dem dort herrschenden Klima die besten Voraussetzungen für den Anbau von Reben sahen, ist umstritten. Doch nachweislich bewirtschafteten bereits im Mittelalter Mönche des Klosters Lorch die Hänge (vom lateinischen »monasterium« leitet sich vermutlich der Name Münster her – schon 1193 wird der Ort als Besitz des Klosters Lorch genannt). Hier in der Steillage sind die typischen Weinberghäuschen noch erhalten, wie auch die mühsam errichteten Trockenmauern und Stäffele, eine bemerkenswerte Kulturleistung, die nach wie vor nicht genügend anerkannt wird (in Württemberg erhält der Steillagenweinbau immerhin eine Förderung).
Die Lage, ideal zur Sonneneinstrahlung ausgerichtet und günstig beeinflusst vom Stuttgarter Mikroklima und der ausgleichenden Wirkung des Neckars, gilt als eine der besten Württembergs. Rebflächen finden sich neben Bad Cannstatt auch in den Stadtteilen Münster, Hofen und Mühlhausen – so weit dehnt sich das Gebiet der Württemberger Einzellage aus, die rund 20 Hektar umfasst.
Ein Schlückchen im Regen: Nicht nur die renommierte Weingärtnergenossenschaft Bad Cannstatt und das Weingut der Stadt Stuttgart besitzen einige Zuckerle-Reben, sondern auch eine ganze Reihe von Nebenerwerbswinzern beackern kleine und kleinste Parzellen, die den terrassierten Steilhang am Neckarufer wie ein Flickenteppich überziehen – die Rebstöcke allerdings in Reih und Glied. Die Führung mit einem der Winzer – gebucht bei Stuttgart Marketing – endete nass, aber gut gelaunt bei einer Weinprobe im Wingert. Wer sich individuell auf Erkundungstour begeben möchte, folgt am besten dem Stuttgarter Weinwanderweg.