BUNTSANDSTEIN IN DER PFALZ: DIE DAHNER FELSENBURGEN
Herbstferien in Deutschland: Wandern, Mountainbiken, Radfahren, Klettern – allen, die im Urlaub und in Corona-Zeiten Bewegung im Freien suchen, bietet der Pfälzerwald viel Erholung und Abwechslung. Als Unesco-Biosphärenreservat stehen große Teile der Region unter besonderem Schutz. Neben schattigen Wäldern mit mächtigen Baumriesen, rauschenden Bächen, lauschigen Badeseen und roten Buntsandsteinfelsen ist das Naturparadies auch reich an Aussichtsplätzen mit Panoramablick in spektakulärer Lage auf schroffen Felsen und Bergkegeln. Unzählige mittelalterliche Burgruinen geben der waldreichen Landschaft einen romantischen Touch. Und zwischendrin sorgen gastfreundliche Wanderhütten und Landgasthöfe mit Pfälzer Traditionsgerichten auf der Speisekarte immer wieder für Einkehrmöglichkeiten. Ob zu Fuß oder mit dem Rad – hier machen Entdeckungen am meisten Spaß, wenn man sich Zeit nimmt, kein Schickimicki braucht und gerne in der Natur aufhält.
Dahner Felsenburgen: In einem Atemzug werden Dahn und Felsenland genannt, die schroffen Steine inmitten grüner bewaldeter Höhen machen den Reiz dieser Naturpark-Landschaft aus. Sobald die Sonne auf den Sandstein fällt, glühen die von Wind und Wetter geformten Felsen je nach Tageszeit gelb, orange- oder glutrot. Trotz mehrfacher Zerstörungen gehört die Dahner Burgenanlage, eine der größten der Pfalz, zu den eindrucksvollsten Felsenburgen im Pfälzerwald.
Gleich drei Burgen, Alt-Dahn, Grafendahn und Tanstein, wurden im 12. und 13. Jahrhundert nacheinander auf fünf langgezogenen und steilen, im Schnitt nur 30 m breiten Buntsandsteinfelsen errichtet. Kühn in den nackten Stein gehauene Treppen und Gänge, Zisternen und Brunnen, Kammern und Türme gehen über in verwittertes Mauerwerk, Architektur und Natur als Einheit. Die grandiose Aussicht von der Felsenfeste auf die grünen Hügel des südlichen Pfälzerwalds zählt zu den Highlights, ob nun vom Bergfried der Burg Alt-Dahn, der nur über eine Leiter zu erklimmen ist – sicher nicht jedermanns Sache –, oder den verschiedenen Aussichtsplattformen.
Zerstört wurden die Dahner Burgen im Jahr 1689, als die Pfalz Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen wird. Im sogenannten Pfälzischen Erbfolgekrieg verwüsten die Franzosen mit ihrer Strategie der »verbrannten Erde« die Pfalz, plündern die Bevölkerung aus, zerstören zahlreiche Burgen, Bauwerke und Dörfer und verheeren Worms, Heidelberg, Mannheim, Speyer.
Dahner Burgen, 66994 Dahn, Tel. (06391) 993543, www.burgen-rlp.de, Burgen und Burgschänke im Oktober Di–So 10.30–18 Uhr
Allgegenwärtig: Buntsandstein bildet das vor etwa 250 Millionen Jahren entstandene Massiv des Pfälzerwalds. Als geologisch spannendes Phänomen der Erdgeschichte und touristische Attraktion für Wanderer und Kletterer türmt sich das Gestein im Pfälzerwald unübersehbar auf – besonders eindrucksvoll, wenn die Felstürme und -wände im Abendlicht glutrot leuchten. Buntsandstein bezeichnet allerdings eigentlich gar kein Gestein, sondern ist der Name einer erdgeschichtlichen Epoche. Seine rötliche Färbung verdankt der rote Sandstein den Eisenoxiden.
Entlang des Haardtrands sind Sandstein-Brüche keine Seltenheit – dort wurden die Steine als Baumaterial gewonnen. Nach wie vor in Betrieb sind etwa Steinbrüche bei Neustadt-Haardt an der Weinstraße, in Dahn und bei Kaiserslautern, viele andere am Haardtrand liegen inzwischen still und dienen teils als Klettergärten für Sportler. Ob Burgen oder Kirchen, ganze Winzerhöfe, Torbögen oder Mauerwerk: In den Dörfern ist Sandstein als historisches Baumaterial mindestens so häufig wie das überall anzutreffende Fachwerk. Durch ihre warmen Ocker-, Gelb- und Rottöne prägen Sandsteine das Erscheinungsbild der ganzen Region am Übergang der Pfälzerwalds zur Rheinebene. Eindrucksvollstes Beispiel eines Bauwerks aus rotem Sandstein dürfte der Dom zu Speyer sein, während bei Burganlagen wie der Hardenburg oder der Ruinen in Dahn roter Fels und handbehauene Steine daraus nahtlos ineinander übergehen. Besonders viele Bauten aus Sandstein entstanden in der Gründerzeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, von Weingütern wohlhabender Winzer bis zur Villa Böhm in Neustadt an der Weinstraße.
Vor allem im südlichen Pfälzerwald faszinieren die vielen bizarr verwitterten Felsformationen in unterschiedlichen Rot- und Ockertönen, vom markanten Teufelstisch bei Hinterweidenthal bis zu den vielen namenlosen Vorsprüngen, Türmen und Felsnadeln, die Kletterer zum Schwärmen bringen. Auch der höchste Berg des Pfälzerwalds, die Große Kalmit, besteht aus Buntsandstein, und das dortige Felsenmeer Hüttenberg mit riesigen Sandsteinblöcken ist ein beliebtes Bouldergebiet. Im Trifelsland führt der mit Infotafeln versehene Buntsandsteinweg rund um die Burgruinen Anebos und Scharfenberg.