BRETONISCHE GÄRTEN: CHÂTEAU DE ROSANBO

Vegetabile Architektur: Grün, wohin man schaut! Das Laub der Bäume, hohe Hainbuchenhecken und niedriger Buchsbaum, Taxuspyramiden, in Form geschnittene Linden und die drei »Rasenteppiche« (tapis vert) der zentralen Sichtachse stellen eine ganze Palette an Grüntönen. Das Einzige, was hier blüht, sind Buschwindröschen unter den alten Bäumen – Zierpflanzen in Blumenrabatten gibt es nicht. Ein 4 Hektar großer Park umgibt das Schloss auf einer Anhöhe über dem Tal des Bô. Die streng formale französische Gartenanlage des Château de Rosanbo wird eingerahmt von Laubengängen und 2,5 Kilometer an Hainbuchenhecken, den längsten Frankreichs. Der neoklassisch-geometrische Garten wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts angelegt und vor allem fürs Ausreiten konzipiert – mit Reitwegen und Galoppstrecke (allée cavalière, allée au galop). Im Boskett auf beiden Seiten der Hauptachse mit dem »tapis vert« werden mehrere Gartenzimmer (salles de verdure) von den Hecken eingerahmt – kleine grüne Salons, die hier eine Longier-Runde und eine Manege beinhalten (rond de longe et manège d’équitation), aber auch als Konzertsaal im Freien dienen können.

Prince des jardiniers, jardinier des princes: Gestaltet wurde der Park von Achille Duchêne (1866–1947), zu seiner Zeit ein gefragter Pariser Landschaftsarchitekt. In der Epoche der Belle Epoque – um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert – entwarfen er und sein Vater Henri (1841–1902) mehr als 6000 Gärten. Seine Entwürfe zeichneten sich durch wie mit dem Lineal gezogene und vorzugsweise einfarbige Gestaltung aus, üppige und farbenfrohe Blumenbeete vermied er möglichst. Er gilt als der Viollet-le-Duc der Gartengestaltung, denn wie der Architekt, der erheblich zur Restaurierung mittelalterlicher Bauwerke in Frankreich beitrug, weckten die beiden Duchêne das Bewusstsein für historische Gartenanlagen und rehabilitierten den Barockgarten.

Adel verpflichtet: Wer heute etwa die Gärten von Le Nôtre in Vaux-le-Vicomte bewundert, betrachtet tatsächlich ihre Restaurierung durch Henri um 1898 und Achille um 1923 (wofür sie sich an Radierungen aus dem 17. Jahrhundert orientierten). Den beiden Meistern darin, den »jardin à la française« wiederzubeleben, vertraute der Adel seine Gärten und Parks an, von der Villa Ephrussi de Rothschild an der französischen Riviera über Blenheim Palace des Duke of Malborough bei Oxford bis zu Gärten in Deutschland, den Niederlanden, Kalifornien und Argentinien. Nach dem Ersten Weltkrieg – Schlossgärten für Aristokraten sind nun deutlich weniger gefragt – wendet sich Achille Duchêne kleineren Projekten zu und veröffentlicht 1935 sein Buch »Les jardins de l’avenir«.

Hainbuchen: Die kilometerlangen Hecken aus Hainbuchen (Carpinus betulus) sind das prägende Element der Parkgestaltung. Auf einer Länge von 500 Metern bilden die knorrigen, über 100 Jahre alten Hainbuchen mit ihrem Geäst sogar ein grünes Gewölbe. Übrigens handelt es sich bei der in Frankreich »charmille« genannten Heckenpflanze nicht um eine echte Buche – Hainbuchen gehören zur Familie der Birkengewächse und sind mit Birken, Erlen und der Haselnuss verwandt.

Bretagne Château de Rosanbo

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