BRETAGNE: AUSFLUGSTIPP DOUARNENEZ
Sardinenhafen: In Douarnenez hat es uns gefallen. Das abschätzige Fazit eines Bretagne-Reiseführers, man müsse Fisch schon sehr mögen, damit einem der Hafenort zusage, haben wir ignoriert und sind trotzdem hingefahren. Und tatsächlich, bei näherem Hinsehen ist der Ort ein echter Geheimtipp. Denn anders als musealisierte Touristenorte wie Locronan besitzt das bodenständige Douarnenez noch echtes Alltagsleben und Geschäfte des täglichen Bedarfs statt nur Souvenirshops in historischen Mauern. Die schöne Meerfront ist fotogen, einzelne beschauliche Winkel tun ihr Bestes, um die Stimmung ins Romantische zu befördern, ansonsten weist der etwas verbaute Ort eher rauen Charme auf. Dafür kann man sich die frische Meeresbrise um die Nase wehen lassen und sich auf die Spuren der Sardinenfischer begeben.
Fisch-Konserven: Drei Häfen hat die Stadt und eine Insel, denn Douarnenez liegt am Atlantik und zugleich an dem tief eingeschnittenen, fjordartigen Pouldavid-Ästuar. Dort ist Port Rhu der älteste Hafen, von dem aus einst die Leinen- und Hanfstoffe der Region verschifft wurden. Und der Port de Rosmeur war vor hundert Jahren der größte Sardinenfischerhafen Europas, dort prägten Hunderte von Einmast-Fischkuttern mit rotbraunen Segeln und 40 Konservenfabriken Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts das Bild. Alte Fotos und Postkarten zeigen Frauen und Mädchen beim Einlegen und Verpacken der Sardinen, während fast alle Männer zum Fischfang hinausfuhren. Mit Streiks kämpften die Fabrikarbeiterinnen, Penn Sardin (Sardinenköpfe) genannt, trotz massiver Einschüchterungen für eine Verbesserung ihrer Hungerlöhne und miserablen Arbeitsbedingungen. Heute sind nur noch drei »Conserveries« in Betrieb, Connétable, Petit Navire und Kerbriant. Die größte Auswahl an Dosensardinen gibt es in der kleinen Boutique Penn Sardin an der Markthalle (7 rue Le Breton). Als dritter ist der Port de Tréboul der Freizeit-Jachthafen des Städtchens.
Schwimmendes Museum: Größte touristische Attraktion von Douarnenez ist der Museumshafen mit historischen Kuttern und Ausstellungsräumen in einer ausgedienten Fischkonservenfabrik. Eines der verankerten Schiffe im Port-Musée, die Roi Gradlon, hat über 60 Jahre lang Seezeichen gewartet, schwimmende Bojen und Baken, Kardinal- und Lateralzeichen, Leuchtfeuer. Auch auf einem Dampfschlepper, einem Langustenfischerboot und weiteren darf man an Bord gehen. Im Museum sind historische Schaluppen und Fischerboote zu sehen sowie Exponate zur Geschichte des Bootsbaus vom Einbaum bis zur Hochseejacht. Dort betätigt man sich nicht nur als Sammler, die Werkstätten reparieren und restaurieren auch traditionelle Boote.