BORDEAUX: MUSÉE DE LA MER ET DE LA MARINE

Bacalan: Im Sommer 2019 eröffnete in Bordeaux ein neues Museum im Bacalan-Viertel an den Bassins à Flot und unweit der Base Sous-marine, des U-Boot-Bunkers aus den Tagen des Zweiten Weltkriegs. Einst war hier ein Teil des Hafens von Bordeaux, mit Werften und Zulieferbetrieben rund um den Bootsbau. Ebenfalls in der Nähe stehen noch Überreste der einstigen Lagerhallen der Marine (Magasin des Vivres), aus der Zeit, als Bordeaux einen der größten Häfen Europas hatte. Jetzt wandelt sich das Viertel im Zeitraffer-Tempo, manches ist noch Brache, doch viele Grundstücke wurden schon mit Mehrfamilienhäusern bebaut. In den Hafenbecken soll der Port de Plaisance modernisiert werden, die Werftbecken (rades) bleiben als Erinnerung an die einstige Funktion erhalten. 162 Hektar sind es hier im Norden der Stadt, zwischen Garonne und Lac, auf denen knapp 450.000 m² Wohnfläche, knapp 100.000 m² Bürofläche sowie Einzelhandels-, Gewerbe- und Industrieflächen neu gebaut werden. Mittendrin steht das neue Musée de la Mer et de la Marine, von dem Privatinvestor und Sammler Norbert Fradin finanziert und vom Architekten Olivier Brochet geplant – beide leben in Bordeaux.

Abenteuer Seefahrt: Das Pariser Nationalmuseum der Marine im Palais de Chaillot wird gerade renoviert, Satelliten hat es in Brest, Port-Louis, Rochefort und Toulon. Auch in Sète, Cannes, Biarritz, Cherbourg und weiteren Städten Frankreichs widmet man sich den Ozeanen und der Geschichte der Seefahrt, der Unterwasser- und Tiefseeforschung oder der französischen Marine. Und in Bordeaux? Das Museum des Meeres und der Marine will Geschichte, Wissenschaft und Kunst miteinander in Verbindungen bringen. Die ersten Sonderausstellungen galten Sempé und Da Vinci, es soll aber auch um Ozeanographie und Umweltschutz gehen.

Flott gemacht: Die Dauerausstellung beginnt mit der Geschichte der Seefahrt, von den Anfängen bis zur Gegenwart, mit vielen historischen Schiffsmodellen aus der Sammlung des Gründers, aber auch Galionsfiguren, Skulpturen und Gemälden. Bewegte Bilder und Multimedia-Stationen zeigen die Zerstörung des Hafens von Bordeaux im Zweiten Weltkrieg oder die Überfahrt der »Hermione«: 235 Jahre, nachdem der französische General Lafayette an Bord der Fregatte über den Atlantik gesegelt war, um die amerikanischen Revolutionstruppen im Kampf gegen die Engländer zu unterstützen, stach ein Nachbau des legendären Schiffes von Frankreich aus in Richtung USA in See. Das Schiff wurde in jahrelanger Arbeit nach historischem Vorbild zusammengebaut. Unterbrochen wird der Gang durch die Geschichte teils durch Kunstwerke – schon vor dem Eingang empfängt ein gefangener und gefesselter Hai von Philippe Pasqua – und kleineren Themenbereichen. So widmet sich »Horizon Liberté« den übers Meer fliehenden Migranten von Ulysses bis heute, ein anderer Schwerpunkt stellt französische Seglerlegenden vor.

Mit Speed über den Atlantik: Zu den französischen Segelheroen gehört beispielsweise Florence Arthaud (1957–2015). Ich erinnere mich noch an ihren riesigen Trimaran »Pierre 1er« von 18 Metern Länge im Hafen von Saint-Malo, kurz vor dem Start der Rum-Regatta. Schwer vorzustellen, aber das zierliche Persönchen von 1,64 Meter Größe und 55 Kilogramm Gewicht, gewann 1990 als erste Frau diese Transatlantik-Einhand-Segelregatta »Route du Rhum«, die alle vier Jahre stattfindet und als geradezu legendär gilt (www.routedurhum.com). In 14 Tagen, 10 Stunden und 8 Minuten legte sie die 3450 Seemeilen zurück und erreichte Guadeloupe in neuer Bestzeit. Im selben Jahr wurde sie »Champion des Champions«, eine Ehrung zum Sportler des Jahres, die von der Sportzeitung L’Equipe vergeben wird und nur ein einziges Mal an einen Segler ging. Ihren Spitznamen, »Fiancée de l’Atlantique«, die Verlobte des Atlantiks, wählte sie auch als Titel für eines ihrer Bücher.

Musée Mer Marine, 89 rue des Etrangers, 33300 Bordeaux, www.mmmbordeaux.com, Mi–Fr 10.30–18, Sa, So 10.30–19 Uhr

Musée de la Mer et de la Marine BordeauxMusée de la Mer et de la Marine Bordeaux

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