ZEHN FRAGEN AN HILKE MAUNDER

Hilke Maunder ist die federführende Frau hinter dem Blog »Mein Frankreich«. Die Reise-Autorin, Journalistin und Bloggerin aus Hamburg lebt in Saint-Paul-de-Fenouillet, einer südfranzösischen Gemeinde im Département Pyrénées Orientales. Erst vor Kurzem schaffte es ihr Frankreich-Blog unter die besten 25 Reiseblogs des Jahres 2020, ermittelt von Touristik-Medien (Infos unter www.touristik.pr). Ihre Leserinnen und Leser dürfen sich auf Reise- und Gastrotipps, Nettes und Neues aus ihrer Wahlheimat Frankreich freuen – in Hülle und Fülle.

 

Wer bist du und wo setzt Du Deine Schwerpunkte als Autorin, Journalistin und Bloggerin? 

Ich bin… neugierig. Auf die Welt. Die Menschen. Die Landschaften. Über sie berichte ich in Büchern und Reportagen, Fotos und Filmen, auf englisch und deutsch. Und am liebsten off the beaten track. Und dann habe ich mich nach Jahrzehnten des Reisens in aller Welt total in Frankreich verliebt.

Dein wichtigster Themenschwerpunkt ist Frankreich? Wie kam es dazu?

2001 schickte mich das Handelsblatt nach Toulouse. Bei der Recherche für die »Gabelhappen an der Garonne« lernte ich nicht nur den Zweisternekoch Michel Sarran kennen, dessen Restaurant 2020 sein 25-jähriges Jubiläum feiert. Sondern in der wundervollen Weinschänke Père Louis auch den Vater meiner Tochter.

Südfrankreich ist die zweite Heimat für Dich. Oder inzwischen schon die erste?

Ich bin ein Dreigestirn mit der Welt im Herzen. Hamburg, Frankreich, Australien. Nordsee und Heide vor der Haustür brauch ich so sehr wie die Garrigue des Fenouillèdes oder die Berggipfel der Pyrenäen. Und Melbourne, das Outback und das Riff. Heimat ist für mich dort, wo die Menschen leben, die ich liebe. Und Landschaften mich begeistern.

Du bist Journalistin und schreibst auch Reiseführer zu Frankreich – vom Baedeker über den DuMont Bildatlas bis zu Marco Polo. Eigentlich über so gut wie jede Region, selbst in den überseeischen Territorien warst Du schon. Dein Wissen ist bestimmt für eine Überraschung gut. Welche drei Regionen oder Städte empfiehlst Du Frankreich-Kennern? 

Gerade jetzt sind es die Orte und Landschaften in B- oder C-Lagen, die vergessen wurden, die sich als Kleinode und echte Schätze entpuppen. Denn dort hat sich Frankreich so authentisch und lebenswert bewahrt, so besonders und einzigartig, wie es in »entwickelten« Urlaubsgebieten verloren ging. So wie in „meinem“ Fenouillèdes, einem zauberhaften Hochtal und Plateau zwischen Mittelmeer und Pyrenäen. Oder das Hinterland des Baskenlandes mit dem Vallée des Aldudes, das wild, ursprünglich und voller Genuss ist. Oder Le Havre in der Normandie, das – wie sein Vorbild Nantes –  in den letzten zwei Jahrzehnten einen unglaublichen Wandel hingelegt hat – dank Kultur.

Französische Kulinarik gehört ja sogar zum Weltkulturerbe. Ist der Eindruck richtig, dass Du dazu auch gerne Menschen in Frankreich interviewst?

Ja – und doch ist es nur ein Teilaspekt. Ich interviewe gerne Menschen, die für das, was sie machen, brennen. Und mit Leidenschaft und Ideen ihrem Tagwerk nachgeben. Wo der Beruf eine echte Berufung ist. Dieses Feuer fürs eigene Tun finde ich viel im Handwerk, bei lokalen Produzenten, bei Bauern und Winzern. Und klar: Da mundet es dann besonders gut. Und natürlich fasziniert es mich dann auch, wie aus den Rohstoffen echte Hochgenüsse in Küche und Keller entstehen – bei Affinateuren, Köchen und Kellermeistern. Kaum eine Esskultur ist so tief verwurzelt im Land, so eng verwoben mit Natur, Klima, den Menschen – und so ganzheitlich. Sie macht einfach glücklich – mit Genusserlebnissen wie mit Geselligkeit.

Auf Deinem Blog »Mein Frankreich« veröffentlichst Du seit 2010 alle vier Tage aktuelle Meldungen, Gastro-  und Kulturtipps, stellst Reiseziele und Erlebnisse aus Frankreich vor – für eine große, stetig wachsende Leserschaft. Was macht Dir daran am meisten Spaß?

Mir gefällt beim Bloggen besonders die Interaktion und der Austausch mit meinen Lesern, der bei Büchern und Zeitungsbeiträgen nicht so spontan und direkt ist. Darüber freue ich mich – und habe schon sehr nette Kontakte gehabt, auch im echten Leben. Und Geschichten entdeckt, auf die ich sonst allein nicht gestoßen wäre.

Was tust du, wenn du nicht als Autorin tätig bist?

Da bastle ich gerade an erstmals an Kalendern. Der erste zu den Pyrénées-Orientales ist gerade fertig geworden. Als Ausgleich zum Schreibtisch brauche ich es, draußen vor der Tür etwas zu entdecken – in Hamburg schnappe ich mir das Rad und erkunde neue Viertel, in Frankreich laufe ich von der Haustür durch Berge, Schluchten und Garrigue. In Melbourne nehme ich die Tram nach St Kilda und laufe den Strand entlang zur Pier. Ich bin nach dem Job einfach augenhungrig und neu-gierig.

An welchem Projekt arbeitest du aktuell?

Ich recherchiere gerade mehrere neue Frankreich-Bücher – von Lieblingsorten in der Normandie bis zu 111 Plätzen abseits vom Touristenstrom, die man in Toulouse entdecken kann, bis hin zu 50 Geheimtipps in Okzitanien.

Hast Du drei Lesetipps für Frankophile oder Frankreich-Urlauber?

Eines meiner Lieblingsbücher der letzten Jahre ist »En Attendant Bojangles«, das es inzwischen mit Warten auf Bojangles auch in einer deutschen Übersetzung gibt. Die Charaktere und die Geschichte des Debütromans von Olivier Bourdeaut lassen sich als Andeutung auf das Ehepaar Scott und Zelda Fitzgerald und ihren exzentrischen Lebensstil sehen. Allerdings entwickelt Olivier Bourdeaut in diesem Roman seinen eigenen Stil, humorvoll und leichtfüßig aber auch melancholisch und traurig, um eine zauberhafte Liebesgeschichte über l’amour fou zu erzählen. Durch den Süden Frankreichs von Manfred Hammes gehört für mich zu den besten Kultur-Reiseführern, die derzeit auf dem Markt sind. Für dieses Mammutwerk hat Hammes den Süden von Frankreich hin und her durchquert: 60.000 km kamen bei seinen Autotouren auf dem Tacho zusammen. Auf 6.000 Wanderungen entdeckte er zu Fuß die Region. Trotz der rund 1000 Restaurantbesuche hat er bei seinen Recherchen nur fünf Kilogramm zugenommen. Und wer gerne Krimis liest, ist mit den Büchern von Liliane Fontaine und Christine Cazon bestens unterhalten – beide haben gerade neue Krimis herausgebracht.  

Wer so lange in Frankreich lebt wie Du, ist mit der Sprache sehr vertraut. Was gefällt Dir gut am Französischen, wo bleibt’s schwierig?

So lange ist es noch nicht… erst seit September 2014… und auch das immer on und off, da ich bis 2019 noch ein schulpflichtiges Kind in Hamburg bzw. Kanada hatte – und wir die langen französischen Sommerferien stets in Australien verbracht haben. Französisch habe ich seit 2001 durchs Leben gelernt, nicht akademisch. Daher liegt immer noch der Becherelle am Bett, der mir die Grammatik erklärt und hilft, Fehler zu vermeiden.

Print Friendly, PDF & Email