WANDERN IN DER PFALZ: DER JAKOBSWEG

Im Zeichen der Jakobsmuschel: Im Mittelalter begaben sich zahllose Pilger aus ganz Europa, oft in Gruppen, zu Fuß auf eine lange Wanderschaft zum Grab des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela. Neben Rom und Jerusalem war die Stadt im nordwestspanischen Galizien das dritte wichtige christliche Wallfahrtsziel. Wer sich auf den Weg zum Apostelgrab machte, der tat damit Buße, bat um Hilfe in einer Notlage oder äußerte seinen Dank für eine erhörte Bitte. In den vergangenen Jahrzehnten hat das weit verzweigte Netz der historischen Pilgerwege in fast ganz Europa eine Wiederbelebung erfahren, zunächst in Spanien und Frankreich, wo die Hauptrouten inzwischen zum Weltkulturerbe der Unesco zählen.

Pfalz wanderbar: Speyer und Santiago de Compostela trennen zwar rund 2.000 Kilometer, doch in Anlehnung an die Routen mittelalterlicher Pilger wurden Wanderwege mit einer stilisierten gelben Jakobsmuschel auf blauem Grund beschildert – in der Pfalz vom Pfälzerwaldverein. Allerdings folgen die Wanderwege nur näherungsweise den historisch belegten Pfaden: Zum einen verlaufen dort heute teils vielbefahrene Straßen, zum anderen gab es exakt festgelegte Routen nur bedingt. Die Pilger des Mittelalters orientierten sich an Handelsrouten und wählten auf ihrem weiten Weg nach Galizien nicht unbedingt die kürzeste Strecke, sondern steuerten möglichst noch zahlreiche weitere religiös bedeutende Orte mit Wallfahrtskirchen oder Reliquien an. Speyer als bedeutender Marienwallfahrtsort zog im Mittelalter nicht nur Rom- und Jerusalempilger an: Auf der Maximilianstraße in Speyer erinnert die überlebensgroße Bronzefigur eines Jakobspilgers, der gerade vom Dom her aufzubrechen scheint, daran, dass die Bischofsstadt auch ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg nach Spanien war.

Pilgerwege: Zwei Routen führen von Speyer weiter zum Kloster Hornbach, wo der Pfälzer Jakobsweg über das Saarland Anschluss an den ins lothringische Metz weiterführenden Weg hat. Auf der nördlichen Strecke führt der Weg über Neustadt und Trippstadt nach Zweibrücken (148 km). Die südliche Strecke passiert Germersheim, durchquert die Rheinebene Richtung Landau, folgt ein Stück der Weinstraße und biegt bei Bad Bergzabern in den Pfälzerwald ab (135 km). Eine Verbindungsroute zwischen beiden verläuft in Nord-Süd-Richtung vom Johanniskreuz über Dahn nach Erlenbach. Vom rheinhessischen Worms führt eine weitere Jakobsweg-Route nach Zell und durch das Pfälzer Bergland.

Der Weg ist das Ziel: Ob ein Pilger bis nach Santiago reiste oder nähergelegene Orte aufsuchte, er wollte damit Buße und etwas für sein Seelenheil tun, aber auch schon in früheren Zeiten spielten Abenteuerlust und Naturerleben eine wichtige Rolle. So auch heute: Für nachhaltige Landschafts- und Pilgererlebnisse muss es nicht gleich bis nach Spanien gehen. Beim gemächlichen Wandern lässt sich Abstand zum Alltag gewinnen, und das fast meditative Schritt für Schritt beim Gehen in der Natur macht den Kopf frei. Weitere Infos: https://www.jakobsweg.de/pfaelzer-jakobsweg-suedroute/ und https://www.jakobsweg.de/pfaelzer-jakobsweg-nordroute/.

 

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