UNTERWEGS IN DER PFALZ: JAZZWANDERUNG IN DEIDESHEIM

GASTBEITRAG VON DR. CHRISTOPH FISCHER: »It’s wonderful, it’s wonderful, it’s wonderful.« Bei strahlend blauem Himmel empfängt uns schon eine Coverversion von Paolo Conte, als wir noch einige Meter von der Deidesheimer Winzergenossenschaft entfernt sind. Freundlicher konnte die Einladung nicht ausfallen. Schon die Musik im Ohr, bevor wir überhaupt unsere Tickets gegen die alle Veranstaltungen öffnenden gelben Armbänder getauscht haben.

Sekt gab es auch, die kultige Jazzwanderung am Tag der Deutschen Einheit feiert 2017 schon das elfjährige Bestehen. Es geht durch die Deidesheimer und Ruppertsberger Reben von einer Station zur nächsten. Immer noch ein Pluspunkt an Musik. Und immer noch ein Gläschen mehr. Gelegentlich auch ein Fläschchen. Man sollte den Jazz mögen. Und natürlich auch gerne Wein trinken. Aber das versteht sich in Deidesheim fast schon von selbst.

Vor elf Jahren ein Geheimtipp, inzwischen ist es fast eine Völkerwanderung, die da und dort auch schon an ihre Grenzen stößt. Wie das immer so ist, wenn sich eine Idee zur Erfolgsgeschichte entwickelt. Der Winzerverein Deidesheim frohlockt, was man nachvollziehen kann. Die Panorama-Höhenwanderweg von Jazzpoint zu Jazzpoint ist eine Riesengeschichte, der Weg führt durch Weinlagen am Haardtrand oberhalb von Deidesheim, bei schönen Wetter blickt man bis in den Odenwald. Das »Huub Dutch Duo« empfängt uns am Deidesheimer Bahnhof mit seinem Programm »When you’re on the Wäscheline«.

An der ersten Station am Freibad spielte die Heidelberger Jazzband »So What«, am nächsten gab’s von »Yannick Monot & Nouvelle France« (super!) Zydeco, Cajun und Chansons de Voyage. Für mich persönlich der Höhepunkt, vielleicht lag das aber auch an den hervorragenden Weiß- und Grauburgundern auf dem Weg zu ihnen, war das originelle Pfälzer Jazzquartett »Gretchens Pudel«. Die Jungs haben altes deutschen Liedgut verjazzt – und auch die ein oder andere Zeile von Johann Wolfgang von Goethe und Heinrich Heine, ein Genuss, den vielleicht nicht jeder Weinfreund als einen solchen empfindet. Mich hat das absolut begeistert.

Neben dem Wein werden mediterrane Speisen, Kaffee und Kuchen, Fisch und Fleisch gereicht. Gelegentlich bilden sich Warteschlangen, aber die Menschen haben allenthalben meist gute Laune. Es ist so ganz anders, als man sich Deidesheim eigentlich vorstellt, wenn man die Ortschaft vor allem als Reiseziel eines schwergewichtigen Altkanzlers aus Oggersheim in Erinnerung hat. Aber das Kapitel ist geschrieben, und die Jazzwanderung ist eins von vielen neuen.

Unsere Tour endet mit einem privaten Abstecher zum Hof von Menger-Krug, dort gab es zum Abschluss noch einen fantastischen Rosé brut vom ersten deutschen Sektgut. Eine alte Kommilitonin von der Deutschen Sporthochschule Köln haben wir auch getroffen, sie hat es an den Betzenberg in Kaiserslautern verschlagen. Alles bestens. Ein wunderbarer Tag in Deidesheim. 2018 sind wir wieder dabei.

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