TYPISCH LYON: PASSAGE DE L’ARGUE
Glasüberdacht: Nur ein paar Schritte von der Place des Jacobins mit ihrem Brunnen aus weißem Marmor entfernt führt die nostalgische, im Jahr 1825 erbaute Passage de l’Argue durch zwei ganze Häuserblocks. Vielleicht hat die Passage im Bellecour-Viertel auf der Halbinsel auch deshalb etwas angenehm Rückwärtsgewandtes, weil hier die passenden Läden zuhause sind, die die Holzfassaden im Inneren nicht brachial verändern (wie es leider der englische Supermarkt in der Pariser Passage Jouffroy durfte). Gleich in den Anfangsjahren erhielt die von dem Architekten Vincent Farge erbaute Passage, die zu den ältesten in Frankreich zählt, Elektrizität und Gasbeleuchtung, zu dieser Zeit längst noch nicht selbstverständlich. Weil zwischen den beiden Teilen der Passage noch die Rue du Président Edouard Herriot liegt, hat sie außer einer zentralen Rotunde gleich vier Eingangsportale.
Gut behütet: Unter der Glasüberdachung gelangt man auch bei Regen trockenen Fußes von der Rue de Brest zur Rue de la République. Und kann sich im Schirmgeschäft »Parapluies Crozet« für den weiteren Spaziergang gleich wasserfest ausrüsten. Oder bei den beiden Hutmachern nach Regenhüten Ausschau halten: Ganz sicher findet man bei der seit mehr als 140 Jahren auf Herrenhüte spezialisierten »Chapellerie Weiss« und der 1874 gegründeten »Chapellerie Cartier« jedenfalls Stroh- und Filzhüte, einen Borsalino oder Stetson, und in Frankreich gefertigte Baskenmützen von »Laulhère«.
Vorsicht, Suchtstoff! Roudoudou heißen Schleckmuscheln in Frankreich, die es schon seit den 1960er-Jahren gibt. Solche Süßigkeiten aus ihrer Kindheit finden Franzosen bei »Violette et Berlingot«, also Lutscher und traditionell gefertigte Rosen- und Veilchen-Bonbons, Lakritz (réglisse), sahnige Karamellbonbons, Nugat und Dragées, Mäusespeck (guimauve), die Lyoneser Kissen (coussin) und rosa Pralines (gebrannte Mandeln), provenzalische Calissons (kleine Mandelhappen), Bêtises de Cambrai und diverse Schokoladen, Nusscreme sowie Zutaten für heiße Schokolade (www.violette-berlingot.com).
Messerscharf: Noch ein Spezialist ist die »Coutellerie Broussard« – mit Koch-, Taschen- und Outdoor-Messern kennt man sich hier aus. Das 1830 gegründete Familienunternehmen führt scharf geschliffene Klingen aller Art, darunter Messer aus Thiers, korsische Hirtenmesser und nicht zuletzt auch meine Lieblingsmesser der Forge de Laguiole (www.coutellerie-brossard.com) sowie außerdem Rasierbedarf.