TÜRKEI VEGETARISCH

Kochen mit Ohrwurm: Meine Mutter hat noch Selleriesalat aus gekochtem Knollensellerie zubereitet, Essig, Öl, Salz, Pfeffer, fertig – für meine Schwester und mich nicht gerade unsere Lieblingsspeise als Kinder, mehr »iih, bäh«. Zudem überließ mir mein Vater eine Single der Old Merry Tale Jazzband, deren Stück mir geradezu (ironische?) Unterstützung der Abneigung zu geben schien: »Ich ess‘ für mein Leben gern Klops mit Sauerkraut. Auch Eisbein mit Püree. Und Hühnerfrikassee. Doch mein Freund Hieronymus hat ’ne süße Braut. Das Mädchen heißt Sofie. Sie ißt nur Sellerie. Sellerie, Sellerie, Sellerie. Spät und früh will Sofie Sellerie. Frühmorgens schreit sie schon im Bad: Wo bleibt denn bloß mein Selleriesalat?. Sellerie, Sellerie, Sellerie. Apfelmus, Pflaumenmus, will sie nie. Sie will nicht Bismarckhering mit Spinat. Nur ausgerechnet Selleriesalat.« Warum ich ausgerechnet den Selleriesalat als erstes aus dem Kochbuch ausprobiert habe? Die Erwachsenenvorlieben ändern sich, und ein Rätsel bleibt es vielleicht auch.

Afiyet olsun! Guten Appetit wünschen Orkide und Orhan Tançgil in ihrem Kochbuch und auf ihrem Blog. Nach den überaus erfolgreichen vegetarischen Länderkochbüchern zu Italien, Deutschland und Österreich hat der Brandstätter Verlag 2015 auch noch die Türkei ins Programm genommen – mit Katharina Seiser als Herausgeberin. Schon das Inhaltsverzeichnis von »Türkei vegetarisch« ist überaus appetitanregend, Paprika-Fladen, Hummus mit Roter Bete, Lauch-Börek, roher Artischockensalat, Brot aus der Pfanne, Zimt-Walnuss-Schnecken und noch viel mehr.

Brinner: Für manches braucht man kein Rezept – Melone mit Schafskäse oder gebratenes Gemüse, je nach Erfahrung auch Zucchinipuffer oder Gemüsebrühe –, aber gerade dass so viele einfache Gerichte im Buch sind, kann beim Blättern anregen, mal wieder dieses oder jenes schnell zum Frühstück oder Abendessen zuzubereiten. Weil ich nicht so gern Süßes zum Frühstück mag (obwohl ich es liebe, Marmelade zu kochen), kommen viele der hier unter Meze & Salate aufgeführten Rezepte und insbesondere die Salate und Cremes auch für den Frühstückstisch in Frage oder als Brotaufstrich (abends sowieso). Übrigens: Unter »Brinner« versteht man die Kombination aus süßen Frühstücksklassikern und herzhaftem Abendessen (Breakfast + Dinner). Mal wieder ein vorgeblich aktueller Trend aus den USA, den ich allerdings kenne, seit ich in mediterranen oder nordafrikanischen Ländern zu Gast war, oder in der Türkei – die USA brauche ich dafür nicht. Aber das hat nichts mit dem rundum empfehlenswerten Kochbuch zu tun.

Ausprobiert: Einige Gerichte ähneln sich (Auberginen mit Mandelreis und mit Pinienkern-Pilaw, da fragt man sich zudem, warum eines davon im Herbst steht, das andere im Sommer). Auch der Selleriesalat und die Möhren-Joghurt-Creme sind fast identisch, auf dem Blog (Havuçlu Yoğurt Salatası) noch mehr als im Buch – vermutlich dem vom Verlag oder der Herausgeberin geforderten Umfang geschuldet. Insgesamt sind so viele attraktive vegetarische Rezepte im Buch, dass das nur kleine, zu vernachlässigende Abstriche sind. Ausprobiert habe ich unter anderem Gözleme (mit Schafskäse, Petersilie und Frühlingszwiebeln gefüllte Teigtaschen aus der Pfanne, allerdings mit fertigem Yufka-Teig). Im Rezept, das übrigens auch auf dem Blog Kochdichtuerkisch der beiden Autoren zu finden ist, gibt es noch Angaben für zwei weitere Füllungen. Ganz einfach, schmeckt super zu Salat, das gibt’s bei mir jetzt öfter.

Für den (rohen) Selleriesalat habe ich mehr Knoblauch als im Rezept verwendet (eindeutig zu viel) und Olivenöl statt Mayonnaise. Mit Apfel schmeckte es sehr gut (ein Tipp im Rezept), mir fehlte aber etwas Säure, beim nächsten Mal würde ich noch Zitronensaft oder Senf zufügen. Wie die oben schon genannte Möhrencreme eignet sich auch dieser Selleriesalat als Brotaufstrich, finde ich. Die Autoren nennen den Salat eine »leichte Erfrischung«, mir schien er eher überwältigend sättigend und nur häppchenweise zu genießen.

½ Knollensellerie • 1 kleiner Apfel

½ Bund Dill • 1–2 Knoblauchzehen

250 g griechischer Joghurt  • 2 EL Olivenöl • Salz, Pfeffer

Den Sellerie schälen und fein hobeln. Den Apfel schälen, vierteln, vom Kerngehäuse befreien und fein würfeln. Den Dill fein hacken, den Knoblauch schälen und fein hacken. In einer kleinen Schüssel den Joghurt und das Olivenöl mit Salz und Pfeffer verrühren, Sellerie, Apfelwürfel, Dill und Knoblauch unterheben.

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