TISANE: KRÄUTERTEE IN BIOQUALITÄT

Tisane und Herbal Tea: So heißen in England und in Frankreich Kräutertees. Die deutsche Bezeichnung ist eher ungenau, nur einige pflanzliche Tees basieren auf frischen oder getrockneten Kräutern (Verbene, Pfefferminz, Salbei, Melisse, Löwenzahn) – andere auf Wurzeln (Ingwer, Lakritz/Süßholzwurzel, Zichorie), Blüten (Kamille, Hibiskus, Rose, Linde, Holunder, Malve), Früchten (Apfel, Hagebuttenschalen), Rinde (Wildkirsche, Zimt) oder Samen (Fenchelsamen, Kardamom, Anis). Und Tees sind es genau genommen auch nicht, sondern »Infusionen«. In Deutschland eher ungebräuchlich, findet man »infusions« in Frankreich durchaus recht häufig auf den Getränkekarten.

Egal ob Kamille oder Pfefferminz: Angeblich lieben die Deutschen Kräutertee. Wenn man Marktforschungsunternehmen glaubt, rangiert »Kräutertee« in der Beliebtheitsskala der Verbraucher klar vor Früchtetee und schwarzem Tee. Und damit sind die Teebeutel in Zwanziger-Kartons gemeint, die im Drogeriemarkt, beim Discounter und im Supermarkt für Pfennigbeträge im Regal stehen! Denn die Bundesbürger machen es sich gerne einfach, auch bei der Teezubereitung: Rund 80 Prozent des Tees werden als Beuteltee konsumiert. Darf sich eigentlich alles, was mit heißem Wasser übergossen wird und kein Kaffee ist, Tee nennen? Etwas Entscheidendes hat sich allerdings geändert: statt »sortenrein« Kamille, Fenchel, Hagebutte oder Pfefferminze (ich will mir hier keine Spekulationen erlauben, was sich genau in den Beuteln befindet) aufzubrühen, sind es jetzt Mischungen mit klangvollen Namen. Schlaflose Stadtneurotikerinnen kaufen sich »Sweet Dreams«, Yoga-Freundinnen »Zen-Balance«, Frühaufsteher »Good Morning«, Multi-Performer greifen zum »Anti-Stress-Tee«, Silver Ager zum »Winterzauber«, »Figur-Fit«, »Be Happy«, »Detox« und »Wellness« passen immer. Erst mit weitem Abstand folgt auf Rang zwei loser Tee. Zu dieser Minderheit gehöre ich. Nicht nur bei schwarzem Tee, auch bei Verveine (habe ich früher immer aus Frankreich vom Markt mitgebracht, jetzt bekommt man Eisenkraut, auch Zitronenverbene genannt, ganz unkompliziert in Deutschland) und Kräutermischungen.

Die Mischung macht’s: Denn Kräutertee kann tatsächlich duften wie eine Bergwiese, wunderbar aromatisch, zitronig-erfrischend, beruhigend-mild oder blumig-zart schmecken. In meinem Stuttgarter Lieblingsteeladen habe ich gleich vier Sorten gekauft, darin beispielsweise Sonnenblumen- und Schafgarbeblüten, Zitronen- und Pomeranzenschale, Haselnuss- und Brombeerblätter oder Sanddornbeeren… Komponiert hat diese Tees Sarah Maria Kronenberger, eine junge Stuttgarterin. Für The English Tearoom und dessen treue Kunden hat die Kräuterspezialistin eigens fast zwei Dutzend eigene Kompositionen kreiert. »Witches Brew« ist mein Favorit, mir schmecken aber auch »Immune Boost« und »Ginger & Lemon« und »Mountain Meadow« so gut, dass es dabei nicht bleiben wird… Vielleicht »Ayurvedic Chai«? Als Morgenmuffel sollte ich aber wohl besser »Good Morning Sunshine« trinken? Danach steht man einem schönen Tag nicht mehr selbst im Weg!

 

 

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