RADFAHREN IN PARIS

Sonntags nie: Schon Bertrand Delanoë, 2001–2014 Bürgermeister von Paris, hatte Maßnahmen durchgesetzt, um den Autoverkehr in der Stadt zu verringern. Seit 2004 werden sonntags einige Straßen für den motorisierten Verkehr gesperrt, im Marais und am Montmartre, an den Seine-Ufern und am Canal Saint-Martin. Unter seiner Nachfolgerin ist die Aktion auf weitere Stadtviertel ausgedehnt worden, jeden Sonntag bleiben auch Rue des Martyrs (9e) und Rue Mouffetard (5e), das Sentier-Viertel (2e), die Straßen rund um die Place d’Aligre und viele weitere autofrei. Und an jedem ersten Sonntag im Monat sind sogar die Champs-Elysées den Spaziergängern, Radlern und Inlineskatern vorbehalten. Es darf auf- oder durchgeatmet werden – »Paris respire« heißt das Programm.

Paris respire: Anne Hidalgo, seit April 2014 Bürgermeisterin von Paris und die erste Frau in diesem Amt, hat das Tempo forciert und das Jahr 2017 zum Jahr des Fahrrads erklärt. 150 Mio. Euro investiert die Stadt, denn bis 2020 soll das Radwegenetz von 700 Kilometer (im Jahr 2015) auf 1400 Kilometer verdoppelt werden und der Anteil der täglich mit dem Rad zurückgelegten Wege auf 15 Prozent steigen – das wäre eine Verdreifachung der aktuellen Werte. Zwei Express-Radwege (Reseau Express Vélo, kurz REVe) werden zukünftig das schnelle Durchqueren der Stadt in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung ermöglichen. Auf Boulevard Arago und Rue de Turbigo kann man sich das schon anschauen, noch im Laufe des April und Mai soll der Umbau von Boulevard de Reuilly und Rue Buffon abgeschlossen sein. In vielen Vierteln gilt inzwischen Tempo 30, dort können fast alle Einbahnstraßen von Radlern auch gegen die Fahrtrichtung benutzt werden. Weitere »Baustellen«, die das Programm angeht, sind radlerfreundliche Ampeln, Fahrradstellplätze, Reparaturwerkstätten, Radelunterricht, Diebstahlsicherung. Ziel solcher nachhaltiger Stadtplanung sind – neben mehr Lebensqualität für die Einwohner von Paris – auch Klimaschutz und Luftverbesserung.

Touristen auf zwei Rädern: Vor einigen Jahren hätte jeder noch dringend von einer Sightseeing-Tour per Rad durch Paris abgeraten. Die Vorstellung, im dichten Straßenverkehr der Metropole als eigene Knautschzone unterwegs zu sein, war zu Recht abschreckend. Inzwischen kann man sich nicht nur einem geführten Radausflug anvertrauen, der über versteckte Schleichwege führt, sondern Paris durchaus auch auf eigene Faust erkunden. Seit 2007 gibt es in Paris ein öffentliches Fahrradverleihsystem mit mehr als 1200 Stationen und rund 20.000 Leihrädern. Und so geht’s: Ab zwei Wochen vor Ihrem Aufenthalt können Sie auf der Vélib-Webseite ein Ticket erwerben (für 1 Tag oder 1 Woche). Nach der Online-Buchung erhalten Sie einen Zugangscode per E-Mail, mit dem Sie sich an der Station identifizieren können. Alternativ können Tickets auch direkt an einer Vélib-Station erworben werden. Die ersten 30 Minuten jeder Fahrt sind gratis, dann wird je nach Mietdauer gezahlt: 1 € für die erste zusätzliche halbe Stunde, 2 € für die zweite zusätzliche halbe Stunde und 4 € ab der dritten zusätzlichen halben Stunde und für die Folgedauer. So soll verhindert werden, dass die Räder stundenlang ungenutzt irgendwo angekettet werden. Also einfach das geliehene Rad an einer Station abgeben und bei Bedarf anderswo ein neues ausleihen! Bis 2018 wird das Ausleihsystem komplett modernisiert: Alle Räder werden gegen etwas leichtere (20 kg statt 22,25 kg), zugleich auch stabilere Räder getauscht, 30 Prozent davon mit »assistance électronique«, und man soll dann auch Räder an Stationen zurückgeben können, die schon voll belegt sind.

Mehr Infos: www.velib-metropole.fr

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