PARISER COFFEESHOPS
Café oder Coffeeshop? Ein Trip nach Paris ohne einen »petit café« auf der Terrasse eines Bistros oder Cafés? Schwer vorstellbar, lässt sich doch das bunte Straßentheater am besten von einem der geflochtenen Korbstühle beobachten. Pariser Cafés sind legendär, aber ist es auch der Kaffee?
Lange Zeit gab es die anderswo ubiquitären Kaffeeröster und Coffeeshops in der französischen Hauptstadt nur sehr vereinzelt. Das ändert sich gerade, der Bohnen-Boom hat auch die französische Hauptstadt erfasst, überall in den Seitenstraßen sprießen kleine Coffeeshops aus dem Boden, in denen guter Kaffee im Mittelpunkt steht, oft eher nur 15 als 150 Quadratmeter groß. Dort wird Wert gelegt auf individuelle Röstungen, verschiedene Zubereitungsarten und Rohkaffees von sorgsam ausgesuchten Plantagen.
Neue Kaffeekultur? Über die direkte Nachbarschaft hinaus haben sich beispielsweise das schon 2010 gegründete Café Lomi, weitab aller touristischen Trampelpfade in der Rue Marcadet (18e) gelegen, und das Coutume Café in der Rue de Babylone (7e) einen Namen gemacht. Beide zählen damit zu den Vorreitern der »Kaffeerevolution«. Das erste Coutume Café gibt es seit 2011 und es ist inzwischen so beliebt, das mittlerweile drei Filialen in Paris und sogar eine in Tokyo existieren. In coolem Ambiente kann zum hervorragenden Kaffee, Espresso oder Cappuccino auch Frühstück (oder Mittagessen oder Kuchen) bestellt werden. Beide sind Coffeeshops und »Atelier de Torrefaction« zugleich, also Kaffeeröster, und servieren Kaffee und Espresso aus eigenen, schonend gerösteten Bohnen.
Zwar eröffnete mit dem Procope bereits im Jahr 1686 das erste Kaffeehaus in Paris, mit dem der Siegeszug des »Türkentranks« in Frankreich begann – dank des Sizilianers Francesco Procopio gelangte das ursprünglich nur in Arabien und Afrika verbreitete Heißgetränk in die französische Hauptstadt; allerdings hatte bereits zuvor, im Jahr 1671, ein Armenier namens Pascali in Marseille ein Café eröffnet. Und im 18. und 19. Jahrhundert ließen sich Schriftsteller wie Voltaire und Balzac lieber von starkem Kaffee beim kreativen Prozess des Schreibens stimulieren als von Alkohol oder Tabak. Auf 50 Tassen pro Tag soll es Balzac gebracht haben, damals galt das anregende »schwarze Gift« noch als Teufelsgebräu.
Seit einigen Jahren nun hat Paris nicht nur eine Café-Kultur, sondern auch eine Kaffee-Kultur. Warum so viele Coffeeshops von jungen Australiern eröffnet werden, was das Fondation Café in der Rue du Petit Thouars (3e) vom Ten Belles in der Rue de la Grange aux Belles (10e), vom Loustic in der Rue Chapon (3e) und vom Holybelly in der Rue Lucien Sampaix (10e) unterscheidet und was die Belleville Brûlerie macht, darum geht es demnächst.