PARIS: DAS KAUFHAUS SAMARITAINE

In neuem Glanz: Seit Ende Juni 2021 ist das legendäre Pariser Kaufhaus La Samaritaine am Pont Neuf zurück! Was 1870 hier als kleiner Laden anfing, wurde 1910 mit dem Art-Nouveau-Gebäude von Frantz Jourdain zu einer Architektur-Ikone am Seine-Ufer. Mit dem Gründer Ernest Cognacq (1839–1928) und seiner Frau Marie-Louis Jaÿ, die schon als Verkäuferin im Bon Marché gearbeitet hatte, entwickelte sich das Geschäft zu einer der erfolgreichsten Adressen der Stadt und wurde mehrfach erweitert. Unter seinem Nachfolger, dem Neffen Gabriel Cognacq, kam Anfang der 1930er-Jahre ein Art-Déco-Bau von Henri Sauvage dazu. Zu seinen besten Zeiten verfügte das Ensemble von vier Gebäuden über eine Verkaufsfläche von 48.000 Quadratmetern und war damit größer als die Galeries Lafayette.

Wiedereröffnet: 2005 musste das Kaufhaus aus Brandschutzgründen geschlossen werden. Neuer Besitzer ist der Luxusgüterkonzern LVMH, dessen Eigentümer Bernard Arnault die Immobilie komplett in ein Luxushotel und Büros umwandeln wollte. Damit kam er nicht durch, doch nach 16 Jahren der Schließung nimmt das Kaufhaus nun nur noch einen Teil der zum Teil denkmalgeschützten Gebäude ein, 20.000 Quadratmeter sind wieder »Department Store«. Eigentlich sollte schon 2020 zum 150-jährigen Jubiläum eröffnet werden, doch da machte die Pandemie den Strich durch die Rechnung. Der Milliardär Arnault beauftragte nicht nur die Renovierung der historischen Gebäude, sondern ließ das japanische, pritzkerprämierte Büro Sanaa auch einen weiteren modernen Anbau hinzufügen, dessen wellenförmige Glasfassade nicht nur auf Begeisterung stieß. Für die Inneneinrichtung waren die Kanadier von Yabu Pushelberg zuständig. Mit welchem Aufwand und welcher Sorgfalt hier die elegante Glasdecke und das Prunkstück des Hauses, die Treppenkonstruktion mit schmiedeeisernem Geländer, sowie Mosaike, Jugendstil-Wandmalereien und weitere Originaldetails restauriert wurden, beeindruckt nachhaltig. Großformatige Fotos vom Umbau, ein Bildband, Postkarten und Souvenirartikel dokumentieren den Stolz auf das Erreichte. Selbst die alten Schriftzüge wie »Chasse (Jagd), Chapeaux (Hüte), Chaises (Stühle)«, die daran erinnern, was es hier alles mal gab, sind an der Außenfassade wieder zu lesen.

Man findet (nicht mehr) alles im Samaritaine: In den 1960er- und 1970er-Jahren warb das Kaufhaus mit dem Slogan: »On trouve tout à La Samaritaine«. Dem Anspruch wird das neue Samaritaine nicht mehr gerecht: Es führt zwar über 600 Marken, konzentriert sich jedoch fast ausschließlich auf das gehobene Segment und Luxuswaren bei Designermode und Accessoires, Uhren und Schmuck, hat die größte Beauty-Abteilung Europas und zwölf Gastronomie-Angebote vom Bistro bis zur Cocktailbar. Personalisierte Champagnerflaschen oder Handtaschen und Parfüms für fünf- oder sechsstellige Beträge zeigen, dass man hier auf die Wiederkehr der Touristen aus Russland, Asien und den Emiraten hofft.

Paris Samaritaine

Paris Samaritaine

 

Paris Samaritaine

Print Friendly, PDF & Email