FRANZÖSISCHE GÄRTEN: JARDIN DES PLANTES IN NANTES
Hitzestress: Bei 38 °C an einem Julitag unterwegs in Nantes – da freut man sich über jeden Schatten und hofft auf ein kühlendes Lüftchen. Früher habe ich Großstadtparks nur selten größere Beachtung geschenkt und eher für selbstverständlich genommen. In Zeiten des voranschreitenden Klimawandels weiß man, was für eine große Rolle Grün und Wasser in der Stadt spielen, weil sie den versiegelten, hitzegeplagten Metropolen Abkühlung verschaffen. Selbst Alleebäume, Fassaden- und Dachbegrünungen nützen, und schon 50 bis 100 Meter breite Grünstreifen können tagsüber eine Absenkung der Temperatur in der näheren Umgebung um 3 bis 4 Grad, nachts sogar um 5 bis 10 Grad bewirken (und reduzieren zudem die Schadstoffbelastung der Luft). Deswegen sind städtische Parks von so großer Bedeutung, um den Auswirkungen des Klimawandels effektiv entgegenzuwirken, der längere, heißere und häufigere Hitzeperioden verursacht. Nantes kann mit 37 Quadratmetern Grünfläche pro Einwohner punkten, München kommt gerade mal auf 17,8 Quadratmeter, Stuttgart auf 13,6 Quadratmeter.
Urbanes Grün: Als botanischer Garten im 19. Jahrhundert angelegt, galt das Interesse damals möglichst großer Artenvielfalt und noch nicht dem Stadtklima. Heute zählt der Jardin des Plantes mit seinen rund 10.000 Pflanzen, den schönen historischen Gewächshäusern und pro Saison rund 50.000 gesetzten Blütenpflanzen zu den vier bedeutendsten botanischen Gärten Frankreichs. Besonders stolz ist man auf die große Zahl an Kamelien und auf die Kultivierung von Epiphyten (»Aufsitzerpflanzen«, die auf anderen Pflanzen wachsen) und auf fast als ausgestorben geltende Pflanzen wie die Wollemie. Einige Wasserflächen und mächtige Baumriesen lockern das Stadtgrün auf, besonders beeindrucken die uralten imposanten Magnolien. Mehr als 150 Jahre alt sind auch ein Tulpenbaum und ein Riesenmammutbaum. Neben dem 1895 erbauten Palmarium (den Wettbewerb dafür gewann das Unternehmen Guillot-Pelletier aus Orléans) gibt es weitere Gewächshäuser, das hübsche kleine auf der Ile des Palmiers vom selben Konstrukteur wurde erst vor rund einem Jahrzehnt bei einer Antiquitäten-Auktion ersteigert.
Filili viridi: Für Humor im Park sorgen die vielen spielerischen Installationen. Neben einem konventionellen Spielplatz vor der Orangerie gibt es auch noch den von Claude Ponti aus überdimensionalen Tontöpfen gestalteten Bereich »Dépodépo«. Vom selben Künstler, im Hauptberuf Kinderbuchillustrator und Schriftsteller, stammen auch die ironischen Bänke – die überdimensonale »Banc Géant«, die wellenförmigen »Togoban« und weitere Elemente wie die Pot-à-Porte. Seit 2020 hat der Nantaiser Bildhauer Jean Jullien übernommen – ebenfalls im Rahmen der jährlich stattfindenden Kunstschau »Voyage à Nantes« – und seither seine amüsanten Figuren im Park platziert, etwa »La Coiffe« mit Riesenmähne aus grünem Efeubewuchs, die Bäume-Umarmer »Les Enrouleurs« oder den Wasser spuckenden »Arroseur«.