BRETONISCHER STREIFENLOOK: ARMOR LUX

»Vous me faites peur!«: »Sie machen mir Angst,« rief die Verkäuferin entsetzt, als wir auch noch einen Herrenpulli in XXL an die Kasse brachten. Mein männlicher Reisegefährte hatte sich in Brest zwei Shirts im bretonischen Streifenlook ausgesucht und auch anprobiert. Sie passten ihm in M, und so mussten wir der beunruhigten Frau mehrfach versichern, dass die Übergröße keineswegs für ihn sei. Was hätte sie wohl gesagt, hätte ich verraten, dass er für mich ist? Nun trage ich den Oversize-Streifenlook – zugegebenermaßen, ein etwas unförmiges Teil, die Damenpullis sind eigentlich alle tailliert – zuhause an Tagen, an denen nur Sofa, Lesen und Tee geht. Sehen sollte mich vielleicht keiner darin, doch gemütlich ist das gestreifte Zelt schon.

Bretagne in Mode: Bereits seit 1938 entwirft, färbt, strickt und näht das Textilunternehmen Armor Lux die »Marinière« genannten Pullover in Quimper im Südwesten der Bretagne, nicht nur indigoblau- und weißgestreift, inzwischen auch rot oder grün, mit breiten und schmalen Streifen, als Top oder Polohemd, kurz- und langärmelig. Und immer in hochwertiger Qualität. Weil der Strickstoff sich schnell verzieht, muss noch viel von Hand genäht werden, sonst stoßen die Streifen nicht exakt aufeinander. Als »Entreprise du Patrimoine Vivant«, also als Traditionsunternehmen steht es zudem in einer Reihe mit Toiles du Soleil, Tolix, Causse Gantier oder auch Haute Couture-Firmen wie Chanel. Letztes Jahr konnte 80jähriges Jubiläum gefeiert werden. Für sein nachhaltiges Engagement ist Armor Lux mit Fairtrade- und Ecocert-Label zertifiziert. Übrigens stellt das Unternehmen auch Berufskleidung her, stattet etwa die Bediensteten der französischen Post, der Eisenbahn und der Nationalpolizei aus.

Maritime Kleidung: Bretonische Fischer trugen solche gestreiften Pullover, das »bretonische Hemd«, wie die Marinière auch genannt wird, war jahrhundertelang ihre Arbeitskleidung. Mitte des 19. Jahrhunderts übernahm die französische Marine die Streifenpullover offiziell als Teil der Seemannsuniform und vereinheitlichte das Design: 21 Streifen mussten es sein, für jeden Sieg Napoleons einen. Coco Chanel führte den Streifenlook in die Modewelt ein, auch Pablo Picasso, Brigitte Bardot, Audrey Hepburn und Jeanne Moreau sahen gut aus im Ringelshirt.

Made in France: Imehr als zwei Dutzend Länder exportiert Armor Lux, mehr als ein Drittel des Exports geht allerdings nach Deutschland. Aus deutschen Kleiderschränken ist der maritime Look vermutlich nicht wegzudenken, selbst wenn man nicht zur Bretagne-Fraktion gehört oder Segler ist – aber klar, dass es auf Sylt eine Armor-Lux-Filiale gibt. Tatsächlich war es ursprünglich ein Schweizer, der Textilingenieur Walter Hubacher, der 1938 das Unternehmen als Trikotagenfirma gegründet hat, also Nacht- und Unterwäsche herstellte. 

REDAKTIONELLER BEITRAG / WERBUNG OHNE AUFTRAG

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