ABENDS IN RENNES
GASTBEITRAG VON DR: CHRISTOPH FISCHER: Wenn man in der schönen Bretagne Urlaub macht und vorwiegend wandernd an der Küste unterwegs ist, sollte man im Oktober mit stürmischem Wetter, grauen Wolken und viel Regen rechnen, dachten wir. Doch wir waren meist bei sommerlichen 24 Grad, blauem Himmel und Sonnenschein unterwegs, wunderbares Wanderwetter für den Zöllnerpfad. Trotzdem kann es nie schaden, ausgetretene Pfade zu verlassen und in die Stadt zu fahren. Nehmen wir Rennes, eine Stadt mit lauter bunten und schief stehenden Fachwerkhäusern in der Altstadt. Vor manchen stehen Architekten und überprüfen ihre Pläne, die sie entwickelt haben, um aus den alten Häusern am Ende einen Wechsel auf die Zukunft zu machen. Ohne den Blick auf die Vergangenheit zu verlieren, Fachwerk soll Fachwerk bleiben. »Beaucoup de travail«, sage ich, und der Architekt nickt erfreut, weil endlich mal jemand den Aufwand für Denkmalschutz würdigt, wenn auch nur im Vorübergehen.
Rennes ist aber nicht nur eine Stadt mit vielen Fachwerkhäusern, sondern auch die Stadt, in der der »Ouest France« erscheint, eine der erfolgreichsten französischen Regionalzeitungen, von deren Auflage deutsche Regionalzeitungen nur träumen können. Man kann sogar bei dieser Zeitung übernachten, weil die benachbarte Druckerei, in der früher die neueste Ausgabe durch die Rotation lief, zum Hotel umgebaut wurde. Gut gemacht, nebenbei bemerkt.
Rennes ist aber auch die Stadt von »Stade Rennes«, einem mehr oder weniger erfolgreichen Verein der Ligue 1, und es ist die Stadt der Studenten. Und das wollte ich eigentlich erzählen. Weil das den Charme dieser Stadt ausmacht, wenn man abends in der Altstadt unterwegs ist auf der Suche nach einem Bier. Das ist nicht schwer zu finden, weil es der Kneipen viele hat. Und überall junge Menschen unterwegs sind. Man fühlt sich fast wieder wie früher, als man selbst noch Student war. Wunderbare Zeiten. In Rennes kehren sie zurück. Wirklich.
Wir haben unser bretonisches Bier an der Place Sainte Anne in der Ty Anna Tavern getrunken. Eine Rockband bereitete gerade ihren Auftritt vor, die Studentinnen bewegten sich schnell im Takt der Combo. Wunderschön, alles wie früher. Alles lachte, nur gute Laune, draußen regnete es Bindfäden, wir sind noch ein wenig länger geblieben. Aber irgendwann haben wir die tolle Kneipe dann doch der Jugend überlassen. Wie es sich gehört. Es war ein wunderschöner Abend. Empfehlenswert diese Kneipe, diese Stadt und diese Bretagne. Und ihre Menschen sind nicht hochnäsig wie die in Paris. Bodenständig eben. Die Bretagne hat Charme. Wie Rennes und die Tavern. Man sieht sich.