TYPOTRAVELETTE UNTERWEGS: BILDHAFTE BUCHSTABEN
Logo-Typen: Illustrative Schriftzeichen, die nicht mit Hinblick auf ihre Lesbarkeit, so wie es bei der Entwicklung einer Satzschrift meistens der Fall ist, sondern nur für eine einmalige Anwendung – beispielsweise als Logo oder Firmensignet – gestaltet werden, nutzen die Freiräume einer besonderen Anwendung. Mal abgesehen von rein typografischen Wortmarken (die nur aus Buchstaben, Zahlen oder anderen Schriftzeichen bestehen) und reinen Bildmarken entwickeln Typografen und Grafikerinnen teils auch kombinierte Wort-Bild-Marken. Wort und Bild sind dann nicht neben- oder übereinander angeordnet, sondern bilden eine Einheit, Bild- und Wortmarke verschmelzen – als typografisches Wortspiel eine interessante Variante. Letztlich dürfen aber selbst reine Schriftzüge mit besonderer Schriftgestaltung als Wort-Bild-Marke gelten – die Buchstaben haben ikonische Qualität, die auffällige Typomarke funktioniert immer auch als Bild.
Buchstabenbilder: Beliebte Beispiele in der Typografie-Ausbildung sind Kaktus mit T als Kaktus, Jazz mit J als Saxofon, Look mit zwei Os als Brille … Für Laden- oder Bistro-Beschriftungen, aber auch für andere Unikate von Buch- und LP-Covern bis zu Produktnamen – also für eine bestimmte, oft einmalige Anwendung – funktionieren auch Wortmarken, bei denen einzelne Buchstaben illustrativen Charakter haben oder durch grafische Elemente ersetzt werden. In den gezeigten kreativen Beispielen übernimmt beispielsweise das F bei »GIRAFE« eine illustrative Rolle in der Wortmarke, bei der Weinhandlung wird aus dem V eine Bildmarke. Bei den beiden deutschsprachigen Beispielen für »Käse« ist es origineller, die Buchstaben zu durchlöchern als einfach das Ä zu ersetzen.
Spielerische Typografie: Schon im Mittelalter wurden Initialen von Kalligraphen mit Illustrationen ausgeschmückt. Doch Buchstabe blieb Buchstabe, er wurde nicht selbst zum Bild. Typografische Bilder waren im Bleisatz nur sehr aufwendig zu realisieren. Erst digital lassen sich Buchstabenformen mit Leichtigkeit verändern. Seither können sogar Buchstaben Botschaften leicht und fröhlich oder Aufmerksamkeit heischend transportieren. Ich habe hier gelungene und weniger gelungene Beispiele vereint – mir gefallen subtile Varianten besser, etwa die genialen drei kleinen Punkte und die Giraffe. Eher plump sind die deutschsprachigen Käse-Buchstaben und der Pariser Eiffelturm als A-Darsteller, etwas einfallsreicher im Eiffel Café eingesetzt. Gut gefällt mir die Anspielung der Crêperie mit dem E in Galette auf die bretonische Flagge Gwenn ha du mit ihren weißen und schwarzen Streifen. Besonders vielseitig einsetzbar scheint das Weinglas, es fungiert als I ebenso wie als A oder U oder sogar V.