NANTES: DIE PASSAGE POMMERAYE

Glanzvolle Galerie: Welche Stadt kann schon eine historische Ladenpassage über drei Etagen vorweisen? Die Passage Pommeraye im Quartier Graslin, eine der schönsten glasüberdachten Galerien Frankreichs, wenn nicht Europas, wurde 1843 erbaut und steht seit 1976 unter Denkmalschutz. Damals bahnbrechend als Ladengalerie mit Schaufenstern und Gasbeleuchtung, wurde sie sofort ein voller Erfolg (dennoch ging ihr Bauherr Louis Pommeraye, ein Notar aus Nantes, bald pleite). Die drei Etagen vereinen rund um eine monumentale Treppe verwitterte Spiegel, kannelierte Säulen, Statuen und Stuck, Marmor- und Holzböden, Trompe l’oeil-Dekoration und Kassettengewölbe nach dem Motto »Mehr ist mehr«. Dennoch wirkt nichts protzig und pompös, sondern hat trotz des Eklektizismus eine elegante Leichtigkeit. Eisen und Glas sind die modernen Materialien dieser Zeit, als aufwändige Details fallen etwa die schmiedeeisernen Setzstufen (der senkrechte Teil der Treppenstufen, frz. entre-marche, im Gegensatz zur Trittstufe), Geländer und Gasleuchten auf, gefertigt von der Fonderie Voruz aus Nantes (die auch viele der Nantaiser Kirchenglocken gossen).

Ein architektonisches Schmuckstück aus dem 19. Jahrhundert: Man kann sich lebhaft vorstellen, wie aufwändig die mehrjährige, 2015 abgeschlossene Restaurierung war. Mehr als ein Dutzend Gewerke waren daran beteiligt, das neoklassizistische Ambiente aufzupolieren und modernen Anforderungen wie etwa dem Brandschutz gerecht zu werden. Hübsche geschichtliche Anekdote: Von 1949 bis 2008 war ein Studentenwohnheim integriert, dessen Bewohner teils Zimmer mit Fenstern zur Passage hatten. Heute haben einige Wohnungen die privilegierte Sicht auf die Passage.

Jacques Demy: Als Cinephiler geht man immer auch für Wiederentdeckungen ins Kino – dafür liebt man Programmkinos, dass sie auch das zeigen, was man allein aufgrund des Lebensalters verpasst hat. Zu meinen beglückendsten Erinnerungen gehören die Musical-Filme von Jacques Demy (1931–1990), die »Parapluies de Cherbourg« (1964) und die »Demoiselles de Rochefort« (1967). Der in Nantes geborene und aufgewachsene Regisseur hat schon in seinem ersten längeren Film »Lola« (1961) der Passage eine Rolle zugedacht. Er selbst hat in einem Geschäft in der Passage Pommeraye seinen ersten Fotoapparat gekauft. Übrigens: Ein paar Schritte weiter sind die schönen Mosaike der Brasserie »La Cigale« gegenüber der Graslin-Oper zu entdecken. In »Eldorado« umbenannt hat auch diese Nantaiser Institution einen Auftritt in »Lola« – als Cabaret.

www.passagepommeraye.fr

Nantes Passage Pommeraye

Nantes Passage Pommeraye

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