DIE ALLBRIGHT-STUDIE 2023: EINSAM AN DER SPITZE
Machtpositionen: In Deutschland heißen mehr Vorstandsvorsitzende börsennotierter Unternehmen Christian (9) als es unter ihnen Frauen (7) gibt. Zu diesem ernüchternden Fazit kommt eine neue, im Oktober 2023 veröffentlichte Studie der AllBright-Stiftung. Zwar gibt es eine gesetzliche Frauenquote bei der Neubesetzung in Aufsichtsräten, jedoch nicht für die Vorstände. Der Studie zufolge lag der Frauenanteil in den Aufsichtsräten von 160 börsennotierten Unternehmen bei rund 36 Prozent. Doch in denselben 160 DAX-, MDAX- und SDAX-Unternehmen lag der Anteil der weiblichen Führungskräfte im Vorstand nur bei 17,4 Prozent – es sind 121 Frauen und 574 Männer. Teil der aktuellen Studie ist auch eine Rote Liste mit 66 Unternehmen, die keine einzige Frau im Vorstand haben, darunter Adidas und die Porsche Holding, Sixt und die RTL Group.
Karrierewege: Die gemeinnützige, deutsch-schwedische Allbright-Stiftung (gegründet von dem schwedischen Unternehmer Sven Hagström) mit Sitz in Stockholm und Berlin setzt sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft ein. Langsam lasse sich ein Umdenken in den Unternehmen feststellen – von der alten Norm (im Vorstand gibt es nur Männer) bewege man sich zu einer neuen: »in jeden Vorstand gehört eine Frau. Und zwar genau eine.« Für die Machtpositionen im Unternehmen, dem Vorstandsvorsitz (2,5 Prozent) und Aufsichtsratsvorsitz (3,8 Prozent), stagnieren die Zahlen seit Jahren auf niedrigstem Niveau und sind sogar leicht rückläufig, so lautet die kritische Analyse im Editorial zur Studie von Wiebke Ankersen und Christian Berg, den beiden Geschäftsführern der Stiftung. Am veralteten Management-Modell werde weiterhin festgehalten, der deutsche CEO umgebe sich am liebsten mit Spiegelbildern seiner selbst – bezüglich Alter, Herkunft, Ausbildung, Geschlecht. Veränderung sei aber notwendig: Extrem homogenen Vorständen fehle es an Anpassungsfähigkeit und korrektiven Elementen. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland hinterher.
Deutschland auf dem vorletzten Platz: Ein mindestens 30-prozentiger Frauenanteil im Vorstand gilt als »kritische Masse« für eine Veränderung der Teamdynamik. In den USA erreicht diesen Wert jedes zweite Unternehmen, in Deutschland nur 28 Prozent. Die Stiftung will mit aktiver Öffentlichkeitsarbeit, einer jährlichen »grünen Liste« von Firmen mit mindestens 40 Prozent weiblicher Führungskräfte im Vorstand sowie Veranstaltungen und Vernetzungsangeboten die notwendigen Kulturveränderung »beschleunigen«.
Download der Studie: www.allbright-stiftung.de/berichte