BEIM COIFFEUR IN DER FRANZÖSISCHEN PROVINZ

GASTBEITRAG VON DR. CHRISTOPH FISCHER Es war eine Premiere: Und die Vorstellung sah anfangs gar nicht gut aus. Das lag aber nicht an Patricia, sondern nur an meiner Ungeduld. Ich warte ungern, obwohl ich als Journalist warten eigentlich gelernt haben sollte. Aber das ist ein anderes Thema. Ich bin erstmals zum Haare schneiden zu einem französischen Coiffeur gegangen, also genauer gesagt zu einer Coiffeuse.

Ich wusste gar nicht mehr, wann ich da sein sollte. Gabriele sagte »um 17 Uhr«, ich sagte »ganz sicher 17.30 Uhr«. 17 Uhr stimmte natürlich. Gabriele ist mitgegangen, um im Bedarfsfall bei Sprachproblemen zu helfen. Nichts ist so schlimm wie der Tatbestand, dass zu viele Haupthaare das Haupt verlassen – und man sich noch nicht einmal sprachlich dagegen wehren kann.

Geduld ist gefragt: Patricia hatte noch zu tun, eine ältere Dame nutzte den Friseurtermin nicht nur zum Haare schneiden, legen, föhnen, sondern auch, um sich über alle Neuigkeiten, das Dorf betreffend, mit Patricia ausgiebig auszutauschen. Die tat das gern, man weiß, wie man mit Stammkunden umzugehen hat. Noch ein Schnitt, noch ein wenig herumgezupft und korrigiert, Haarspray in rauen Mengen, und so fort. Und zwischendurch immer neue Kunden, die Termine brauchen. Die selbstredend bedient werden. Eine Dame mit Hund, morgen, übermorgen? Morgen, 9 Uhr, alles bestens. Zurück an den Kopf der Dame.

Dann kommt Christophe, also nicht ich, sondern ein Christophe aus dem Dorf. Gut, sieht besser aus als ich, jünger vor allem, lächelnd, mir merkte man vermutlich eher den Ärger an. »Man wird doch wohl ein paar Minuten warten können«, sagt Gabriele deutlich vorwurfsvoll. Mit Verspätung kümmert sich Patricia um 17.20 Uhr dann um mich.

Und dann der Turbo-Schnitt: Waschen – schnell, schneller geht kaum. Dann Schneiden in einer Geschwindigkeit, die mir in Erinnerung der gemächlichen, bedachten Schnitte von Birgit im gemächlichen Köln völlig, wie soll ich sagen, ungewohnt vorkommt. Schnell Berge meiner Haare um mich herum. Patricia hat schon den Spiegel in der Hand, um mir ihren Turbo-Schnitt zu zeigen. Was soll ich sagen: Alles bestens, hier und dort noch schnelle Korrekturen, föhnen, fertig, maximal eine Viertelstunde. 22 Euro, wie in Köln.

Patricia sagt »Dankeschön«, ich auch. Erst dachte ich, ich komme nie wieder. Das hat sich fundamental geändert. Demnächst macht der Christoph, also der aus Köln, wieder einen Termin.