AUSFLUGSTIPP PFALZ: HAMBACHER SCHLOSS

Wiege der Demokratie: Wer sich für deutsche Geschichte interessiert, der kommt an der Maxburg, besser bekannt als Hambacher Schloss, bei Neustadt an der Weinstraße nicht vorbei. Doch auch das beeindruckende Panorama bis weit in die Rheinebene ist ein guter Grund, dem mächtigen neugotischen Bauwerk oberhalb des Dorfs Hambach einen Besuch abzustatten. Schon Kelten und Römer hatten den Ort besiedelt, und im Mittelalter wurde hier eine wehrhafte Burg errichtet. 1842 erhielt Kronprinz Max von Bayern (dem späteren König Maximilian II.) das heutige Gebäude als Hochzeitsgeschenk, das deshalb teils auch Maxburg genannt wird. Anschließend sollte die Anlage vom Münchner Architekten August Voit zum gotisch-venezianischen Palazzo umgebaut werden, aus Desinteresse auf Seiten des Kronprinzen wurde das Bauvorhaben aber bald wieder eingestellt, so dass heute neben der Burgruine ein unvollendetes Schloss steht.

Das Hambacher Fest: Im Jahr 1832 fand hier die erste Volksversammlung der neueren deutschen Geschichte statt, das Hambacher Fest, an das die Dauerausstellung im Schloss erinnert. 1816 war die linksrheinische Pfalz Bayern zugeschlagen worden, und mit restriktiven Zöllen und Steuern, Verbot liberaler Zeitungen und unnachgiebiger Pressezensur hatte der bayerische König den Aufruhr entfacht. Dem Aufruf der Journalisten Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth zu einem »Nationalfest der Deutschen« folgten unzählige Gleichgesinnte: Am 27. Mai 1832 versammelten sich hier Zehntausende Menschen aus allen Bevölkerungsschichten, um mit glühenden Reden mehr Freiheit zu fordern und gegen politische Missstände zu protestieren. Vom Neustädter Marktplatz waren sie mit Fahnen im Schwarz-Rot-Gold der Burschenschaften hinaufgezogen – eine Urfahne der deutschen Nationalflagge hängt als zerschlissenes Tuch auch in der Dauerausstellung im Schloss. Das Hambacher Fest gilt heute als Meilenstein auf dem Weg zur Demokratie, den Kampf für bürgerliche Rechte, Meinungs-, Rede-, Versammlungs- und Pressefreiheit. Die Hoffnungen wurden zunächst aber gründlich enttäuscht, trotz des friedlichen Ablaufs der Hambacher Festtage wurde mehr als ein Dutzend politische Prozesse eingeleitet, denen sich viele Angeklagte nur durch die Flucht ins Exil entziehen konnten.

Einheit, Freiheit und Demokratie: Das Schloss hoch über dem Örtchen Hambach ist mehr als nur eine Gedenkstätte für die deutsche Demokratiebewegung – in der kleinen, gut gemachten Dauerausstellung werden die historischen Hintergründe und die Auswirkungen der Ereignisse auf Deutschland und Europa thematisiert. Von Station zu Station ist hier deutsche Geschichte interaktiv zu entdecken. Fünf Figuren – ein Student, eine Winzertochter, ein Journalist, ein Arzt und eine Handwerksfrau – informieren als fiktive Zeitzeugen aus verschiedenen Blickwinkeln über das Fest und die Ereignisse jener Tage. An Mitmachstationen kann man Kokarden basteln, Flugblätter stempeln oder in historische Kostüme schlüpfen.

 

Hambacher Schloss, 67434 Neustadt an der Weinstraße, www.hambacher-schloss.de, tgl. 10–17 Uhr

Pfalz Hambacher Schloss

Pfalz Hambacher Schloss

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