ZUCKER: DOKU AUF ARTE
Süßes Gift? Zu viel Zucker ist ungesund – das kann als bekannt vorausgesetzt werden. In den Kochbüchern junger erfolgreicher Superfood- oder Clean-Eating-Bloggerinnen ist weißer Industriezucker daher ein »No go«. Aber Gaumen, die an Süßes gewöhnt sind, wollen immer mehr davon haben. Im Vorwort wird dem süßen Gift in Form von raffiniertem Zucker »für ein gesundes Leben« adé gesagt, dann folgen seitenweise Overnight Oats mit Ahornsirup, Buchweizen-Porridge mit Dattelsirup, frischen Früchten und Trockenobst, Bircher Müsli mit Honig, Möhrenmuffins mit Apfelmus, Ahornsirup und Honig, Zucchini-Bananen-Brot mit Bananen, Ahornsirup und Apfelmus – und die Autorin isst dieses Brot am liebsten dick bestrichen mit Mandelmus und Honig. Statt raffiniertem Zucker kommen also Honig, Agavendicksaft, Ahornsirup oder Stevia zum Einsatz, und jede Menge Obst… Selbst im Smoothie, im »pikanten Hummus«, im »Rote-Bete-Möhren-Salat«, im »Wildreis mit Rotkohl« oder im Rosenkohl landen Süßmittel. Ich kann mit solchen Rezepten dagegen absolut nichts anfangen – alles zu süß. Und ich glaube schon, dass das durchaus daran liegt, dass ich als Kind nicht permanent Süßigkeiten bekommen habe.
Versteckter Zucker: Wie so oft gilt: Alles in Maßen! 6–12 Teelöffel Zucker am Tag empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation, in Europa sind es im Durchschnitt aber 17 Teelöffel am Tag, die wir schon zu uns nehmen. Maximal 10 Prozent seiner täglichen Nahrung, besser nur 5 Prozent sollte man in Form von Zucker aufnehmen. Das größte Problem: Auf Limonade, Fruchtgummis, Bonbons oder Torte zu verzichten, ist eine gute Sache. Doch wer weiß schon, dass auch Ketchup, Gewürzgurken und Krautsalat Zucker enthalten? Knapp 75 Prozent aller industriell verarbeiteten Lebensmittel enthalten Zuckerzusätze. Und deren Verbrauch hat sich in den letzten Jahren massiv erhöht. Alles andere als harmlos sind insbesondere Light-Produkte: Sie werben mit geringem Fettgehalt und geben sich so einen gesunden Anstrich, doch damit es überhaupt noch schmeckt, kommt umso mehr Zucker rein. Aber auch die dank ihres hohen Chlorophyll-Gehalts als so gesund geltenden grünen »Power-Smoothies« sind teils zu süß, so die Zeitschrift Öko-Test im März 2017. Wer sie nicht selbst nur aus Salat und Gemüse, aber wenig Obst herstellt, sondern im Supermarkt kauft, hat statt der »Detox«-Geheimwaffe seinem Körper mit nur noch mehr Zucker zugesetzt.
Die große Zuckerlüge: So heißt eine Doku auf Arte, die im August in der Mediathek noch abgerufen werden kann. Die These: Zucker ist toxisch. Zucker ist das größte Problem unserer heutigen Ernährung und um den Giftstoff in Lebensmitteln zu tarnen, gibt es mehr als 50 verschiedene Bezeichnungen – Fruktose, Glukose, Dextrose, Süßmolkenpulver, Maltodextrin, Apfelfruchtsüße… Die Zuckerindustrie ist mächtig und gibt viel Geld für Studien aus, die den süßen Stoff zum »Energielieferanten« und Bestandteil einer »ausgewogenen« Ernährung erklären. Und die Zuckerlobby fordert immer weitere Beweise für das Gegenteil, obwohl es schon seit den 1970er-Jahren wissenschaftliche Untersuchungen gibt, die die Schädlichkeit von Zucker belegen. Doch Jahrzehnte später sind wir einem so hohen Zuckerkonsum ausgesetzt wie nie zuvor: Kein Wunder, dass Übergewicht, Diabetes, nichtalkoholische Fettleber und Herzkrankheiten, Karies und Zahnfleischprobleme immer häufiger werden. Die Doku Die große Zuckerlüge zeigt, wie verzuckert unser Essen ist.
Noch bis zum 31. August in der Arte-Mediathek: Die große Zuckerlüge, ein Film von Michèle Holzer