MONOKULTUR IM BESTECKKASTEN

Design für die Schublade: Das Besteck besitze ich seit 44 Jahren – ein Jubiläum, das es zu feiern gilt. Von meinem Abiturgeld habe ich das mono-Besteck mit Palisandergriffen erworben (damals noch in Ziegenhain im Werksverkauf, heute geschlossen) – und noch vier Jahrzehnte später sind Gabeln, Messer, Tafel- und Kaffeelöffel so ansehnlich wie am ersten Tag und liegen angenehm in der Hand. Und das, obwohl ich es zwei-, dreimal vor der Spülmaschine retten musste, als ich mit einem Mann zusammenzog, der Wert auf so ein Haushaltsgerät legt (mit dem ich auf Kriegsfuß stehe). Ab und zu etwas Pflege mit Leinöl und eben Spülen von Hand, dann hat man lange Freude an Gabeln, Messern und Löffeln. Ich besitze und verwende es auch tagtäglich wie meine Schwester in der Edelstahl-Version, meine Mutter hat außer Ebenholz zudem die Variante mit Teakholzgriffen in der Besteckschublade.

Alltagstauglich: Das minimalistische Design von mono-a ist so zeitlos, dass man kaum glauben mag, dass der Entwurf aus den 1950er-Jahren stammt – und das Besteck 2019 schon seinen Sechzigsten feierte. Damals verstieß das nüchterne Design noch radikal gegen die geltenden Geschmacksnormen – es war zu einfach, wirkte nicht wertig. Erst mit den Jahren wurde es zum konstanten Verkaufsschlager. Heute wirkt es so schick wie schlicht. Schon 1999, zum Vierzigsten, widmete die Deutsche Bundespost dem Besteck mono-a und seinem experimentierfreudigen Designer Peter Raacke eine Briefmarke (in der Blockausgabe »Design in Deutschland«). Hersteller waren ursprünglich die »Hessischen Metallwerke Gebr. Seibel«, die heute unter mono Gmbh firmieren und in Mettmann ansässig sind. Der Industriedesigner Peter Raacke (geb. 1928) hat mit dem Entwurf des Bestecks Designgeschichte geschrieben und als Professor in Darmstadt, Hamburg, Kassel und Ulm vielen jungen Designern Starthilfe gegeben. In den 1980er-Jahren erweiterten die Teekanne mono classic, von Tassilo von Grolman entworfen, neue Besteckserien und weitere Produkte das Sortiment der Edelstahlmanufaktur. Erst kürzlich habe ich als zweite Teekanne Mono Ellipse erworben.

Ersatzteile!! Schon über ein halbes Jahrhundert findet die puristische Formgebung des Bestecks offensichtlich ununterbrochen Abnehmer:innen. Zweimal musste ich nach Ungeschicklichkeiten das Glas der Teekanne erneuern, einmal ein verloren gegangenes Messer ersetzen – höchst erfreut, dass das nach Jahrzehnten so unkompliziert möglich ist. Keineswegs selbstverständlich in Zeiten, in denen man neue Mobiltelefone kaufen muss, weil das Betriebssystem nicht mehr mit der Bank-App harmoniert und der Zugang zum Konto unmöglich wird oder der teure, bestens funktionierende Vierfarb-Laserdrucker angesichts des neuen Betriebssystems des Mac-Computers die Arbeit verweigert.

mono Besteck

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