FOODTREND BRÜHE
Kochen mit Knochen: Der Trend kommt aus New York, und hat via London oder direkt längst auch Deutschland erreicht. Vor der New Yorker Suppenküche »Brodo«, in der Brühe nur aus Knochen gekocht wird, bilden sich Warteschlangen für die »chef-crafted sipping broth« im Kaffee-Pappbecher zum Mitnehmen. Und die britischen Kochbuchautorinnen Jasmine und Melissa Helmsley haben den Spruch »Boil your Bones« sogar schon auf Stoffeinkaufsbeutel drucken lassen. Zwar wird »bone broth« entweder aus Geflügelkarkassen oder aus Rinderknochen zubereitet, aber auch Gemüse- oder Pilzbrühen (da vegan) sind hip, selbst als Frühstücks-Bowl wird »nourishing broth« serviert und die Bloggerinnen feiern den neuen Ernährungstrend unter dem Motto »broth is the new starbucks« eher als Getränk, denn als Mahlzeit. Schenkt man den amerikanischen »nutritionists« und »health coaches« Glauben, dann wirken Brühen »anti-aging« und sind »magical healing food«. Die Message: Brühen haben eine wohltuende Wirkung auf Seele und Körper, Knochenbrühe ist gesund, hält dank Collagen jung und macht auch noch schlank und schön.
Kokoswasser und grüne Smoothies sind also out. Dass der brodelnden Brühe in den USA die Aufnahme in den Hipsterkosmos gelang, ist längst nach Berlin übergeschwappt. In Neukölln eröffnete bereits im Herbst 2015 die erste Knochenbrühe-Bar, als Pop-up Store »Bonafide Broth«. Bei den Preisen, die für eine heiße Brühe statt Coffee to go offensichtlich gerne gezahlt werden, dürfte sich das Geschäft durchaus lohnen.
Uromas Küche ganz modern: Bei selbst gekochter Brühe handelt es sich aber keineswegs um ein neu entdecktes Wundermittel, schon in Großmutters Küche war Hühnerbrühe ein bewährtes Hausrezept gegen Erkältungen. Doch jahrzehntelang galt Hobbyköchen der Aufwand für über Stunden langsam geköchelte Brühe als Zeitverschwendung. Gekörnte Brühe oder sogar Brühwürfel fanden sich in jedem Vorratsschrank. Nun erlebt die DIY-Brühe via Gastronomie ein Comeback und ist der Foodtrend aus den USA (die Hochküche hat ohnehin nie auf Consommés, Bouillons, Kraftbrühe verzichtet).
Die deutschen Kochbuchverlage haben den Trend jedenfalls nicht verschlafen und bereits Neuerscheinungen veröffentlicht oder angekündigt für alle, die gesunde Brühen in ihr tägliches Leben integrieren möchten. So erscheint beispielsweise im Knesebeck Verlag im Oktober »Brühe & mehr. Gesundheit aus dem Suppentopf«, aber auch der Südwest Verlag, GU, Edition Fackelträger, Jacoby & Stuart und Thorbecke haben das »Suppenwunder« im Programm.
Jennifer McGruther, Brühe & mehr. Gesundheit aus dem Suppentopf, Knesebeck Verlag, 192 Seiten, 19.95 €