ZEHN FRAGEN AN KATHARINA HÖHNK

Vor elf Jahren startete Katharina Höhnk mit einem Kochbuch-Blog, heute rezensiert ein Team von rund 20 freien AutorInnen Neuerscheinungen für die Berlinerin und ihr Online-Magazin »Valentinas Kochbuch«. Als Herausgeberin, Konzepterin, Redakteurin und Ansprechpartnerin gibt sie Kochbücher an ihre Rezensenten weiter und schreibt selbst: Basis der Besprechungen sind (mindestens) fünf nachgekochte Rezepte – deren Qualität im Mittelpunkt der Bewertung steht. Nahezu täglich gehen neue Beiträge live: Was als Blog begann, ist heute ein Online-Magazin mit 3.500 Seiten und rund 850 Rezensionen, ergänzt um Interviews und die besten Originalrezepte aus den besprochenen Büchern. In einem Sonntagsnewsletter informiert Katharina Höhnk über Neues und Saisonales. Was sie bei »Valentinas Kochbuch« gerade beschäftigt, erzählt sie hier:

© Katharina Höhnk

Seit mehr als zehn Jahren stehst Du nun hinter dem erfolgreichen Online-Magazin »Valentinas Kochbuch«. Erstmal ganz herzlichen Glückwunsch! Wie bist Du zu Deinem Projekt gekommen?

Herzlichen Dank! Das war 2007. Bloggen war damals Subkultur und sehr erklärungsbedürftig. Mein Mann Eric Sturm hatte aber bereits 2003 damit begonnen – zu Modem-Zeiten mit 56 kbit/s. Ich war fasziniert von der Publikationsform. Zu diesem Zeitpunkt war Publizieren noch Verlagen vorbehalten, die über die Ressourcen Druckerei und Vertrieb verfügten. Dann kam das Internet und mit einem Klick war ein Artikel live. Ich war begeistert.

Das wollte ich probieren. Ich habe mir ein privates Lieblingsthema ausgesucht, von dem ich wusste, dass es ein Selbstgänger ist, der nebenbei machbar ist. Denn das war Voraussetzung, meine Tochter war noch klein und ich entwickelte hauptberuflich in Vollzeit bei der Klett Gruppe Fachbücher.

Und wie ging es dann weiter?

Aus Letzterem hat sich auch die Idee entwickelt, nämlich an das Buch selbst anzuknüpfen. So entwickelte ich ein neues Kochbuch-Rezensionsformat – damals war es neu –, bei dem das Nachkochen und die Geschichte zum Buch persönlich verpackt im Mittelpunkt stehen.

Diesen Faden habe ich über die Jahre weitergesponnen. Eine ganz starke Triebfeder war dabei immer, ein Projekt frei von verlegerischen Kompromissen zu entwickeln. Es tut gut, seine Ideen 1:1 zu realisieren.

Deine Präsenz im Internet hattest Du von Anfang an enorm professionell aufgezogen, aber zuletzt gab es doch nochmal ordentlich Schub – Du bist eine gefragte Fachfrau, die Verlage versorgen Dich gern mit Material, große Tageszeitungen bitten Dich um Beiträge, Du konntest eine Bezahlschranke einführen. Was macht Dir – außer Deinen Klickzahlen ☺ – momentan bei Deinem Projekt am meisten Spaß?

Am meisten Spaß macht mir, Valentinas-Kochbuch.de redaktionell zu leiten und es als Produkt weiterzuentwickeln.

Ich freue mich immer noch riesig, wenn wir tolle Kochbücher und Rezeptperlen entdecken und diese an die Leser weitergeben. Andere für die Bücher, das Kochen und überhaupt Neues zu inspirieren, ist eine starke Motivation für mich. Ich bin überzeugt, dass beides das Leben schöner macht.

Die redaktionelle Aufgabe ist auch geprägt von dem Austausch mit den Rezensenten. Hier haben sich über die Jahre viele Freundschaften entwickelt. Wir teilen die gleiche Leidenschaft und so ergibt sich ein reiches Gespräch.

Valentinas als Projekt vorwärts zu bringen, ist eine ganz andere Herausforderung. Das spricht mich als digitale Expertin an. Hier heißt es am Innovations-Geschehen dran zu bleiben, Ziele zu definieren und eigene Prioritäten zu setzen, zu beobachten und auszuprobieren. Alles will mit Leservergnügen, technischen Möglichkeiten und Zeit/Kosten in Einklang gebracht werden.

Wirst Du mit digitalen Formaten experimentieren?

Experimentieren werde ich immer wieder. Schon alleine, weil es Spaß macht, Neues auszuprobieren. Was dann umsetzbar ist, hat dann aber auch immer mit der Ressource Zeit zu tun, mit meinen Zielen für Valentinas und ob es mir Spaß macht.

Instagram ist dafür ein tolles Beispiel. Es ist dort gerade fast wie zu den Anfangszeiten des Webs. Kreativer Inhalt, das Miteinander ist nett und es lässt sich vieles beobachten und entdecken – Leute, Projekte und Trends. Eine wirkliche feine Community. Da investiere ich gerne Zeit. Link: www.instagram.com/valentinas_kochbuch/

Welche Pläne hast Du inhaltlich für die Zukunft?

Valentinas wird sich immer weiter verändern. Ich habe einige Ideen für 2018. Schwerpunkt ist die redaktionelle Vielfalt und mehr Lesernutzen.

Im Vordergrund wird 2018 aber meine eigene Selbstständigkeit stehen als Expertin für Digitales & Food. Valentinas war und ist eine nebenberufliche Aufgabe. Vielleicht wird sich das einmal ändern, wenn das Online-Magazin noch mehr Leser überzeugt.

In Kochbuchverlagen heißt es immer: Frankreich geht nicht. Stimmt das, ist die französische Küche »out«? Oder hat nur Patisserie als Thema eine Chance?

Ich würde sagen, Frankreich geht immer, wenn auch auf einem eher niedrigen Niveau – die Aufbereitung ist die Frage. Das Kochbuch müsste einfangen, was kulinarisch gerade in der Luft liegt mit einem französischen Dreh. Das gilt auch für die Patisserie. Klassisches ist bereits so gut besetzt.

Wie sieht bei Dir ein typischer Arbeitstag aus?

Für Valentinas arbeite ich 1–2 Tage in der Woche. Ein Redaktionstag sieht so aus: Ich starte mit den Google Analytics-Zahlen, Feedback auf Social Media-Plattformen und beantworte Kommentare. Dann stimme ich mich mit meiner Freien Mitarbeiterin Sabine Cikic ab, die sich um die reaktionelle Aufbereitung und das Content Management kümmert. Sie schickt mir die Approvals zu, die Beiträge zur Freigabe. Die gehe ich durch, kläre, ergänze und terminiere. Es geht ja fast täglich ein Beitrag online. Dann nehme ich die Fotos meiner Fotografin Elisabeth von Pölnitz ab. Viele Rezepte, für die es keine Pressefotos gibt, lasse ich für Valentinas nachfotografieren. Anschließend lese ich die Rezensionen, die im Laufe der Woche eingetroffen sind, gebe Feedback, frage nach dem neuen Bücherwunsch und verpacke ihn. Die Rezensionen gebe ich dann an Sabine für die Aufbereitung und Rezeptanfragen. Es folgt der Sonntags-Newsletter, den ich vorbereite. Die Social Media-Plattformen werden mit Inhalten bestückt. Themenseiten vorbereitet. Dann gibt es noch CRM-Aufgaben: Zeitpässe, die per Überweisung bezahlt wurden, werden freigeschaltet. Und manchmal schreibe ich dann selber noch. Die Tage sind zu kurz …

Verrätst Du uns auch noch zwei, drei Kochbuchtipps?

Es gibt zwei etwas unbekanntere Autoren, die ich großartig finde und deren Bücher ich blind kaufe: Das sind Diana Henry und Russel Norman. Es sind die Kleinigkeiten und Qualität, die an den Rezepten Spaß machen. Großartig.

Teilst Du die Einschätzung, dass unser Essen immer bunter wird? Lila Gemüse, bunte Rainbow-Bowls, Granatapfelkerne auf jedem Salat – wer war da Huhn und wer Ei?

Die Entwicklungen bedingen einander, denke ich. Der Einfluss der Optik ergibt sich aus der Dominanz des Bildes auf den Social Media-Plattformen: je ansprechender, desto mehr Feedback. Ein Ragout hat es gegen einen bernsteinfunkelnden Karamellkuchen schwer. Auf der anderen Seiten ist aber auch das Bedürfnis nach einer Ernährung, die Frische und Leichtigkeit aromatisch vielseitiger zusammenbringt, ganz klar da. Ersteres wird sich in der Ausgestaltung immer wieder wandeln, Letzteres wird bleiben.

Was tust Du (gern) / interessiert Dich, wenn Dich »Valentinas Kochbuch« nicht in Beschlag nimmt?

Das Thema Food bleibt auch ohne Valentinas. Ich gehe viel mit Freundinnen in neue Berliner Restaurants essen. Politik zu verfolgen, macht mir viel Spaß. Überhaupt – das Zeitgeschehen gesellschaftlich und wirtschaftlich beschäftigt mich. Und natürlich Reisen und in eine neue Kultur einzutauchen. Oder einfach am Atlantik den Wellen zuzuschauen und Moules & Frites zu essen – finde ich auch fabelhaft.

Liebe Katharina, vielen Dank! Die Fragen stellte Gabriele Kalmbach.

katharinahoehnk.de

valentinas-kochbuch.de