EIN JAHR AUF FERN VERROW

Biodynamisch ackern: Jane Scotter, einst in London Mitinhaberin von Neal’s Yard Dairy, entschied sich Mitte der 1990er-Jahre ohne Vorkenntnisse über Landwirtschaft, Gartenbau oder Viehhaltung, aufs Land zu ziehen. Mit viel Wertschätzung für die Natur erzeugen sie und ihr Partner Harry Astley in biodynamischer Landwirtschaft Obst und Gemüse, Kräuter, Blumen und (wenig) Fleisch. In dem Kochbuch »Ein Jahr auf Fern Verrow« stellen die beiden Besitzer ihren Hof am Fuße der Black Mountains in Herefordshire vor, geben Tipps zur nachhaltigen Erzeugung von Nahrungsmitteln und versammeln 120 zu den Jahreszeiten passende Gerichte aus der Landküche. Denn: »Wie groß unser Arbeitspensum auch sein mag – für das Vergnügen zu kochen finden wir immer Zeit«, sagt Jane Scotter. So vermittelt dieses Kochbuch neben der Wertschätzung für nachhaltig erzeugtes Gemüse, Obst und Fleisch, die im Laufe des Jahres auf den Tisch kommen, auch die Freude an guter Küche.

Schmeckt nach mehr: Samstags verkaufen Jane Scotter und Harry Astley ihre Produkte beim Spa Terminus in London, dem Markt im Stadtteil Bermondsey. Anderes verarbeiten sie vor Ort, beispielsweise zu Konfitüre, Chutney oder Fruchtessig, mit dem Großteil beliefern sie ein Restaurant. In den über 20 Jahren, die Fern Verrow bereits besteht, hat die Farm sich einen außerordentlich guten Ruf erarbeitet – mein Kochheld Nigel Slater etwa, ebenfalls Kochbuchautor und Journalist, hat den beiden Landwirten im »Guardian« eine seiner Kolumnen gewidmet und Fern Verrow zu seinem Lieblingsbauernhof erklärt: »Above anything in my working week, the trip to market, and to the Fern Verrow stall in Bermondsey in particular, is the bit I love best.« Er kauft samstags immer dort ein, und ist mit seiner Wertschätzung nicht allein – Allan Jenkins, Redakteur beim »Observer Food Monthly« meint: »Jane’s market stall is the most beautiful in Britain.« Auch die Londoner Köchin Skye Gyngell, eine gebürtige Australierin, die das noble »Spring« im Somerset House betreibt, bezieht ihre Zutaten exklusiv von Fern Verrow.

Nicht unterschätzen! Weil all das hier nicht gleichermaßen ein Begriff ist wie im hippen London, wird das Kochbuch es in Deutschland etwas schwerer haben, im dicht besetzten Markt aufzufallen. Doch zu den Rezepten, denn die machen den Band jenseits solcher Hintergründe zu einer lohnenden Empfehlung: So ist beispielsweise der Käsekuchen eine echte Offenbarung, obwohl an guten Käsekuchen-Rezepten kein Mangel herrscht. Der Pfiff ist das Rhabarberkompott dazu. So geht es einem mit allen Rezepten, erst wirken sie familiär-vertraut und nicht besonders ungewöhnlich, aber dann haben fast alle doch das kleine besondere Etwas. So kommen in den leckeren Linsensalat Aubergine, Feta, Fenchel und Staudensellerie, das geröstete Wurzelgemüse wird mit Beerenessig glasiert, die Stachelbeerkonfitüre mit Holunderblüten aromatisiert. Schon ausprobiert (als ich im Herbst die Übersetzung von Barbara Holle zur Bearbeitung auf meinem Schreibtisch hatte) habe ich außerdem den Apfelcrumble mit Haselnüssen, den überbackenen Radicchio und die Buchweizenpfannkuchen mit Spinat-Bechamel-Sauce (die ich gleich in mein Standardrepertoire aufgenommen habe). Als nächstes stehen auf meiner Liste an: der Quittenkuchen mit Ingwer, die Tarte Tatin mit roten Zwiebeln und das Mangoldcurry mit Tomaten. Und dann freue ich mich auf die Frühlings- und Sommerrezepte!

Die deutsche Übersetzung ist im September 2016 im Knesebeck Verlag erschienen: Ein Jahr auf Fern Verrow. Naturverbunden kochen und genießen, ISBN 978-3-86873-914-5

www.knesebeck-verlag.de

www.fernverrow.com

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