BUCHTIPP PARIS FÜR LIEBHABER

Stuff Parisians like: So heißt der Blog von Olivier Magny, in dem der Pariser auf Englisch über seinesgleichen schreibt. Sein Credo: Nur ein Pariser darf und kann die Pariser charakterisieren und kritisieren. Wie cool und überlegen sich die Hauptstädter auch fühlen, spöttisch und augenzwinkernd spießt der Autor sprachliche Manierismen und affektierte Angewohnheiten auf, entlarvt mit feiner Bosheit Eigentümliches und Enervierendes.

Sein Blog fand schnell viele Leser, und 2010 erschien eine Auswahl der amüsanten und flott geschriebenen Texte im Verlag Editions 10/18, in einer schön gestalteten handlichen Ausgabe, unter dem Titel »Dessine-moi un Parisien« (Mal mir einen Pariser (aus) oder Zeichne mir einen Pariser). Innerhalb weniger Wochen entwickelte sich das Buch in Frankreich zum Bestseller, vielleicht auch in der Provinz, denn dort gelten die Pariser als arrogant und überheblich, und sicher nimmt der ein oder andere Leser ein Buch gern in die Hand, in dem sie ordentlich in die Pfanne gehauen werden.

Paris für Liebhaber: Nun hat der Blanvalet Verlag das Buch von Alexandra Baisch ins Deutsche übersetzen lassen und jetzt im Juli veröffentlicht. Ob das hübsche Buch auch in Deutschland Furore machen kann, weiß ich nicht, doch für Frankreichfans und Paris-Liebhaber sei es unbedingt empfohlen. Allerdings weisen der Untertitel »Eine Gebrauchsanweisung für die Stadt und ihre Bewohner« und der Klappentext (»Sie wollen die Tricks und die wichtigen Sätze lernen, um selbst echte Pariser zu blenden? Dann ist dieses Buch genau das richtige für Sie!«) nicht ganz in die richtige Richtung, und die ein oder andere junge Rezensentin hat das gründlich missverstanden. Das Buch ist kein Ratgeber mit »nützlichen und unbezahlbaren Insidertipps«, sondern eine ironische Abrechnung, die zum Schmunzeln bringen will.

Jeder Text nimmt eine spezifische Pariser Eigenart oder ein charakteristisches Phänomen aufs Korn – meine Lieblingseinträge sind Nummernschilder (schlecht Auto fahren immer nur die anderen), Weiße Socken (die Toleranz und Nachsicht der Pariser ist groß, aber es gibt Grenzen!), Fußgänger, New York, Das San Pé (Kurzform für ein im Restaurant bestelltes San Pellegrino), Der Akzent des Südens (eine Lieblingsbeschäftigung des Parisers besteht darin, die Leute aus dem Süden Frankreichs nachzuahmen), Der Dreitagebart, Betrunken Auto fahren, Die Originalversion, Olivenöl, Das Wort »klein« (une petite signature, svp), Die schicken Viertel, Touristen. Die meisten Titel sprechen schon für sich – lesen Sie die elegant verdichteten Textminiaturen dazu!

Olivier Magny, Paris für Liebhaber, gebunden mit Schutzumschlag, 240 Seiten, Blanvalet, ISBN 9783764505585, 14.99 €

Übrigens: Der Autor Olivier Magny führt in Paris die Weinbar Ô Château in der Rue Jean-Jacques Rousseau.

http://www.o-chateau.com

http://www.oliviermagny.com

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