WEINREISEN NACH FRANKREICH

Oenotourisme: Im Februar 2016 wurde das Portal Visitfrenchwine.com gelauncht, verantwortlich für das Internet-Angebot zeichnet Atout France, die offizielle Agentur für Tourismusförderung in Frankreich (einer Pressemeldung zufolge auf Initiative des Außenministeriums). Klar, dahinter steckt eine Marketingidee, den Weintourismus in und nach Frankreich zu fördern. Unter »Nos partenaires« steht denn auch, sehr transparent, wer das Ganze gesponsort hat – eine umfangreiche Liste von Bordeaux Tourisme über Hennessy bis Veuve Clicquot. 325 000 Klicks hatte die Website im ersten Jahr – das legt zumindest nahe, dass einige der vinophilen Frankreichfans oder der frankophilen Weingenießer das Angebot bereits finden. Atout France zufolge können 82 % der Klicks dem Ausland zugeordnet werden, Großbritannien, Belgien und USA vor allem. Wohl auch, weil das anglophone Ausland dominiert, gibt es eine französische und eine englische Sprachversion, aber noch keine deutsche.

Château wer nochmal? Und was findet man nun dort über Regionen wie Burgund, Bordeaux, Loire- oder Rhônetal? Nur Werbung der verschiedenen Weinbauregionen? Wie übersichtlich ist das Ganze strukturiert, wenn man Termine, Unterkünfte, Pauschalangebote, weltberühmte Châteaux, echte Winzer-Geheimtipps oder anderes sucht? Die Zweiteilung »Nos vignobles/Our vineyards« und »Vos expériences/Your Experiences« leuchtet unmittelbar ein – in der Selbstdarstellung präsentieren sich die Weinbauregionen, bei der Nachfrage von Reisenden geht es um Erlebnisse (und darum dreht sich das Reisen ja heute mehr und mehr). Clever gemacht – und ab da wird es erstmal sehr magazinig. Ich habe mal getestet, was man zum Elsass findet.

© Visitfrenchwine.com

Gut gemachte Appetizer: Große, einladende oder stimmungsvolle Fotos (leider ohne Bildlegende, ein großes Manko der Seite), darunter ein Häppchen an Info quasi als Anmoderation, eine Karte mit der Lage des Weinbaugebiets (mit der aktuellen Temperatur als nettem Gimmick) und darunter jeweils Links zum Weiterklicken, im Fall des Elsass also beispielsweise zur Website der Route des Vins d’Alsace. Es folgen drei Gründe, warum sich die Weinreise ins Elsass lohnt (nicht mehr auf Screenshot zu sehen):

3 RAISONS DE VENIR

  1. Die 170 km lange elsässische Weinstraße am Fuß der Vogesen.
  2. Um Winzer zu treffen und ihre Weinkeller zu besuchen.
  3. Um auf der Véloroute du vignoble zu radeln: die speziell ausgeschilderte Streckentour verbindet die Weinorte zwischen Marlenheim und Thann (teils auf der EuroVélo 5).

Magazin: Darunter wiederum stehen rund ein Dutzend Magazinbeiträge, Interviews und ein Terminkalender (letztere beide für ganz Frankreich, nicht nur für das Elsass). Hier und da liest man sich dann fest – so erfährt man im Interview mit Francine Klur, einer Winzerin aus Katzenthal im Elsass, dass es seit 2011 »Les DiVINes« gibt, einen Zusammenschluss von (bislang) 60 Winzerinnen, die kulturelle Events organisieren, ungewöhnliche Verkostungen anbieten, beispielsweise im Dunkeln, und Workshops wie »Biodynamie für Dummies«. Klick, gleich hängt man auf der Website www.divinesdalsace.com bei den Winzerinnen fest. Anderes verweist einfach nur auf touristische Infos eines Orts – so versteckt sich hinter der Überschrift »Zwischen Romanischer Straße und Weinstraße« und einem Foto von Kloster Murbach nur ein Link zum Office de Tourisme von Guebwiller. Ganz aktuell sind die Beiträge auch nicht, so lockt mich noch am 10. Juni die Einladung zum Winzerpicknick (das aber schon am 3.–5. Juni stattgefunden hat). Und was die – zugegeben attraktiven – Weihnachtsmärkte im Elsass mit Weinbau zu tun haben, lässt sich sicher besser mit viel Glühwein intus verstehen. Andererseits: Wer beim Winzer oder der Winzerin übernachten will, findet via Link zu www.vigneron-independant.com für das Elsass immerhin ein paar Adressen.

Und die Experiences? Ich klicke an, önologische Praxis erwerben zu wollen, lande aber letztlich bei denselben Infos zu Weihnachtsmärkten oder sogar beim Konzert. Hier wäre Feintuning der Suchfunktion noch mehr als wünschenswert. Letztlich stehen hinter beiden »Türen« die gleichen Infos, sie sind nur anders sortiert und durchmischt. Andererseits finde ich gut, dass die Website ganz offen zeigt, dass es um Tourismusförderung geht. Wer Spaß beim Rumklicken hat, kann hier fündig werden, wer gezielt sucht, etwa »bei der Weinlese im Elsass helfen« wird schnell aufgeben. Ob es sich in der Vielfalt an Weinblogs von Meinungsmachern und Weinforen behaupten kann? Als E-Zine funktioniert das Angebot für alle, die gern Entdeckungen machen, vor allem wenn weiter gute redaktionelle Beiträge folgen, als Weininformationsseite über Frankreich eher nicht.

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