FRANZÖSISCHE ORIGINALE: LAGUIOLE-MESSER

Stilvoll Weinflaschen öffnen: Unter Sommeliers sind die edlen Kellnermesser aus Laguiole höchst geschätzt. Unverwechselbar in ihrer geschwungenen Form besitzen die handlichen Taschenmesser zusätzlich einen ausklappbaren robusten Korkenzieher und einen Kapselheber. Preiswert sind die schönen Stücke allerdings nicht – rund 40 Arbeitsschritte und mehr sind notwendig, um die von Hand geschmiedeten Messer herzustellen.

Messerstädte in Frankreich: Die Sommeliermesser sind jedoch nur eine besondere Ausführung des einst von Pierre-Jean Calmels – seit dem Jahr 1829 in Laguiole als Messerschmied ansässig – entwickelten Klapptaschenmessers. Zuvor besaß das typische Hirten- und Bauernmesser der Region, das Capuchadou, eine feste Klinge. In Frankreich sind die Orte Laguiole im Südwesten des Lands und Thiers in der Auvergne als Messerstädte ein Begriff wie Solingen in Deutschland. Im 1200-Einwohner-Städtchen Laguiole säumen Werkstätten und Verkaufsläden für Messer und Besteck mit der Biene als Markenzeichen die Hauptstraße. Doch anders als anzunehmen, werden Laguiole-Messer nicht ausschließlich im gleichnamigen Ort hergestellt: Einen langwierigen Rechtsstreit um die Rechte am Namen Laguiole entschied das Gericht gegen den Ort, sodass auch Messer aus Thiers und anderswo als »Laguiole« verkauft werden dürfen. Derzeit gibt es in Frankreich rund 50 Messerschmieden, die Laguiole-Messer herstellen (und sich als Gegenwehr zu minderwertigen Imitaten aus Asien zu einer Qualitätsinitiative zusammengetan haben). Wer sich näher mit Messern beschäftigen will, greift zum Buch von Tim Hayward über »Handwerk und Kultur des Küchenmessers«.

Achtung Suchtpotenzial: Mein zierliches Lieblingsmesserchen mit Griffschale aus Buchsbaum, matter Klinge und einer Heftlänge von 9 cm und mein zweites Messer mit Griffschale aus Ebenholz, polierter Edelstahlklinge und Heftlänge von 10 cm stammen aus der Forge de Laguiole. Diese 1987 gegründete »Schmiede von Laguiole« ist einer der wenigen Messerhersteller, die direkt im Ort Laguiole ansässig sind, und der Name der Manufaktur bürgt für höchste Qualität und handwerkliches »Made in France«. Die Griffschalen werden aus unterschiedlichsten Materialien gefertigt – so werden beispielsweise Olivenholz, Birkenholz, Pistazienholz, Walnussholz, Rosenholz, aber auch Büffelhorn, Kamelknochen oder Elfenbein vom Warzenschwein verwendet.

Designer als Partner: Als erster entwarf Ende der 1980er-Jahre das gefeierte Allroundtalent Philippe Starck ein Messer für die »Designer Collection« der Forge de Laguiole. Immer wieder beauftragt das Unternehmen Designer mit der Neugestaltung in Anlehnung an die überlieferte Form: Der französische Stararchitekt Jean-Michel Wilmotte brachte mit farbigem Acrylglas Neonfarben ins Spiel, die Grande Dame der französischen Gestalter Andrée Putman sorgte für Eleganz, die vielseitigen Nachwuchstalente Matali Crasset und Ora-Ito entwickelten recht ausgefallene Messer für die Schmiede. Für Drei-Sterne-Koch Michel Bras entstanden eigene Varianten ebenso wie ein Globetrotter-Messer in Zusammenarbeit mit dem »Guide du Routard«.

Auf Messers Schneide: Seit die echten Laguiole-Messer den Sprung in die Sterne-Restaurants Frankreichs und ins MOMA in New York schafften, zeigt das Beispiel, was Design und Marketing für Handwerkskunst bewirken können: In den 1970er-Jahren war die traditionelle Messerproduktion in Laguiole fast am Ende. Inzwischen sind auch Essbesteck, Kellnermesser, Steakmesser und andere Utensilien vom Papiermesser bis zum Zigarrenabschneider Kultobjekte.

Fit für den Alltagseinsatz: Übrigens sollte man Laguiole-Messer nicht einschnappen lassen und die Mechanik regelmäßig ölen. Das Messer nicht in die Spülmaschine geben, sondern nur bei starker Verschmutzung feucht abwischen und sofort abtrocknen. Schützen Sie die Holzgriffschalen ab und zu mit einem Tropfen Olivenöl.

www.forge-de-laguiole.com

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